Bei einer internationalen Razzia wurden 19 Verdächtige festgenommen und zahlreiche Waffen sichergestellt.
Razzia in Berlin
Bei einer Razzia gegen eine türkische kriminelle Organisation wurden 19 Personen verhaftet. (Symolbild) - Lino Mirgeler/dpa

Bei einer länderübergreifenden Razzia gegen eine türkische kriminelle Organisation sind am Mittwoch 19 Verdächtige festgenommen und zahlreiche Waffen sichergestellt worden. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft fanden auch Hausdurchsuchungen in den Kantonen Aargau und Zürich statt. An der Aktion in Italien, der Schweiz, Deutschland und der Türkei waren Hunderte Polizeibeamte beteiligt.

Die Bundesanwaltschaft (BA) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, sie habe die Hausdurchsuchungen im Rahmen eines Rechtshilfegesuches aus Mailand mit Unterstützung der Bundespolizei (Fedpol) und den Kantonspolizeien Aargau und Zürich durchgeführt. Die Festgenommenen werden beschuldigt, Mitglieder einer kriminellen Vereinigung zu sein, die unter anderem terroristische Ziele verfolge. Ausserdem werde ihnen der illegale Besitz von Waffen und Sprengstoffen, internationaler Drogenhandel, Mord und die Förderung illegaler Einwanderung vorgeworfen.

Die Mailänder Staatsanwältin Bruna Albertini sagte gemäss der italienischen Nachrichtenagentur Ansa vor den Medien, dass in der Schweiz zwei Personen verhaftet worden seien. Unter den in Italien und der Türkei sichergestellten Waffen seien 15 Pistolen, sieben Gewehre, darunter drei Kalaschnikows, drei Handgranaten, eine Panzerfaust und vier kugelsichere Westen gewesen. In der Türkei teilte Innenminister Ali Yerlikaya mit, 17 der Festgenommenen seien Türken.

Morde durch Motorrad-Killerkommando

Die Bande soll in der Türkei mehrere Morde verübt haben, unter anderem mit einem Motorrad-Killerkommando. Im Februar wurde die Gruppe auch mit einem bewaffneten Angriff auf eine Wahlkampfveranstaltung in Istanbul in Verbindung gebracht. Nach Angaben der Mailänder Staatsanwaltschaft begannen die Ermittlungen im Oktober 2023.

Dies, nachdem drei Mitglieder der Organisation bei dem Versuch, in die Schweiz zu gelangen, in Chiasso TI festgenommen wurden. Es wurden zwei Pistolen, Munition und Propagandamaterial beschlagnahmt. Die anschliessenden Ermittlungen hätten ergeben, dass die drei ihren Anführer, den 39-jährigen Baris Boyun, und seine Lebensgefährtin begleiteten, die in einem anderen Auto unterwegs waren.

Anführer leitet Netzwerk aus Hausarrest heraus

Die Ermittler stellten fest, dass Boyun von einem Haus im süditalienischen Crotone aus, wo er wegen Waffenhandels seit August 2022 unter Hausarrest stand und eine elektronische Fussfessel trug, sein in ganz Europa operierendes Netzwerk weiter leitete und koordinierte. So soll er die illegale Einreise von Migranten über Balkanländer sowie terroristische Straftaten in Europa organisiert haben. Wie dem Haftbefehl der Mailänder Staatsanwaltschaft zu entnehmen ist, hatte die italienische Polizei in Bayuns elektronischer Fessel eine Wanze versteckt.

In den abgehörten Gesprächen soll er unter anderem erklärt haben, dass seine Organisation auch in der Schweiz schwere Waffen halte. Weiter habe er sich gerühmt, dass seine Männer «den gesamten deutschen Markt» verwalteten und dass er auch in der Schweiz verkaufen könne. Gemäss der Mailänder Staatsanwaltschaft verfügte die kriminelle Organisation ausserdem über viel Geld, vor allem aus dem Drogenhandel, aber auch aus dem Zigaretten- und Drogenschmuggel.

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