Über Zeit beim SC Bern – Bader: «Habe nie wirklich Chance erhalten»
Thierry Bader gehört zu den hoffnungsvollsten Schweizer Stürmern. Doch hinter ihm liegt ein kompliziertes Jahr beim SC Bern. Beim ZSC will er nun Durchstarten.

Irgendwann im kalten Winter 2025 verlor Thierry Bader sein Selbstvertrauen. Bader (28) zählt zu den besten Schweizer Stürmern der National League.
2024 hätte er zum WM-Team gehört, das in Prag die Silbermedaille gewann. Er wurde nur deshalb nicht für das Turnier gemeldet, weil Kevin Fiala sich im letzten Moment doch noch für eine Teilnahme entschied.
Doch in Bern ist Bader, dieser explosive und elegante Schlittschuhläufer, wenige Monate später ein vergessener Mann. Seine Eiszeit schwindet; im letzten Spiel vor den Playoffs, einem 5:1 gegen Servette, sitzt Bader überzählig auf der Tribüne. Und neben ihm seine finnische Lebenspartnerin, die extra eingeflogen war, um ihn spielen zu sehen.
In den Trainings danach sieht es so aus, als würde der mit einer B-Lizenz aus La Chaux-de-Fonds verpflichtete 31-jährige Toms Andersons seinen Platz übernehmen.

Es kommt nicht so weit, weil der Lette sich verletzt. In jenen Tagen verstärkt sich bei Bader die Überzeugung, dass er mit dem Entschluss, den SC Bern nach fünf Jahren zu verlassen, die richtige Entscheidung getroffen hat.
Denn man tut niemandem Unrecht, wenn man sagt, dass der Coach Jussi Tapola und er in diesem Leben eher nicht mehr gemeinsame Ferien verbringen werden.
Die Avancen von Martin Steinegger
Bader rang im Herbst lange mit seinem Entscheid. Der EHC Biel mit dem Sportchef Martin Steinegger hat sich jahrelang um ihn bemüht und versuchte sogar, ihn in einem Tauschgeschäft vorzeitig zu engagieren.
Doch das Rennen machen die ZSC Lions, der Meister, wo der Sportchef Sven Leuenberger sagt: «Ich sehe in ihm einen spielstarken, läuferisch überdurchschnittlichen Center, der zehn bis 15 Tore erzielen kann.» Zehn waren es in Baders Karriere bisher nur einmal, 2023/24 auch unter Tapola in Bern.
2024/25 gelangen ihm nur vier Tore, aber die Ausbeute ist angesichts der mangelnden Powerplay-Eiszeit (27 Minuten über die gesamte Saison) auch nicht verwunderlich. Dabei verfügt Bader über einen überdurchschnittlichen Schuss, er kommt als Center nur zu selten dazu, ihn zu verwenden.
Bader sagt: «Ich habe nie wirklich eine Chance erhalten. Ich hoffe, dass ich mich in Zürich für einen fixen Platz werde aufdrängen können.»
Beim ZSC ist Denis Malgin als Nummer-1-Center gesetzt, aber hinter dem virtuosen Spielmacher sind die Plätze in der Mittelachse nicht fix vergeben.
Mit Bader duellieren sich Nicolas Baechler, Derek Grant, Joel Henry und Justin Sigrist um einen Platz an der Sonne, die Fülle an Qualität verspricht einen spannenden Konkurrenzkampf und für den Trainer Marco Bayer die Qual der Wahl.
Bader kann auch auf den Flügel ausweichen, er hat das in Bern oft getan. Er sagt: «Das wird eine Herausforderung, aber ich habe diese Challenge gesucht. Ich weiss, was ich kann. Ich will mit dem ZSC Meister werden und mich für einen Platz in der Nationalmannschaft aufdrängen.»
Er sagt auch: «Das Interesse aus Zürich hat mich geehrt. Es hat mir gezeigt, dass ich doch nicht alles falsch mache. Und es gibt mir die Möglichkeit, nach Hause zu kommen.»

Baders Laufbahn begann einst in Uzwil, wo ihn sein Vater Roger, heute Coach der österreichischen Nationalmannschaft, manchmal schon um 6 Uhr morgens übers Eis dirigierte. Auf der anderen Hälfte der Fläche tat der Vater von Kevin Fiala mit seinem Sprössling das gleiche.
«Manchmal war es ein Müssen, so früh aufzustehen. Aber ich bin froh, dass er mich gepusht hat. Ich habe ihm viel zu verdanken», sagt Bader junior heute.
Eine Armada an Trainern hat Bader schon Anweisungen erteilt
Seinen ersten Profivertrag unterschreibt er in Kloten, es sind die schwierigen Jahre unter Hans-Ulrich Lehmann, einem SVP-Politiker, der davon fabuliert, ohne Ausländer antreten zu wollen.
In Baders erster kompletter NL-Saison steigt Kloten ab – und den jungen Stürmer plagen Existenzängste. Er sagt: «Ich wusste nicht, ob sich irgendjemand für mich interessiert, das hat mich nervös gemacht. Ich wollte unbedingt Hockey spielen.»
Doch bei seinem Agenten Daniel Giger klingelt bald das Handy – Arno Del Curto lotst Bader nach Davos. Allerdings ist Del Curto beim HCD bald darauf Geschichte, am 27. November 2018 tritt er nach 22 Jahren zurück.
Wechselnde Trainer sind eine Konstante in den Anfängen von Baders Karriere, ihn coachen innert kurzer Zeit: Pekka Tirkkonen, Michel Zeiter, Arno Del Curto, Harijs Vitolins, Alex Reinhard, Christian Wohlwend, Don Nachbaur, Johan Lundskog, Toni Söderholm und zuletzt eben Tapola, zwei Jahre lang.
Vielleicht gibt es auch da eine Stabilisierung, in Zürich, Bader hofft darauf. Dem Unterfangen, sich in ein WM-Team zu spielen, wäre das bestimmt zuträglich.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.