Eine Queer-Partnerschaft kann einem in der römisch-katholischen Kirche den Job kosten. Dank einer Kampagne ändert sich das jetzt.
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Die Regenbogenflagge. Die römsich-katholische Kirche soll den queeren entgegenkommen. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der römisch-katholischen Kirche kann einem eine Queer-Partnerschaft den Job kosten.
  • Mit der Aktion «#OutInChurch Für eine Kirche ohne Angst» soll sich das jetzt ändern.

In der römisch-katholischen Kirche kann es einen den Job kosten, wenn man sich zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennt. Dagegen protestieren jetzt queere Beschäftigte - es scheint sich was zu tun. In einer bisher beispiellosen Aktion haben sich 125 Priester und andere Beschäftigte der katholischen Kirche als queer geoutet. Zudem haben sie ein Reform des Arbeitsrechts gefordert.

«Die Gemeindereferentin, die ihre Freundin heiraten will, verliert ihren Job», sagte Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm der Deutschen Presse-Agentur. Das könne im Jahr 2022 unmöglich so bleiben.

«Für eine Kirche ohne Angst»

Die Aktion mit dem Namen «#OutInChurch Für eine Kirche ohne Angst» fand am Montag viel Zustimmung. «Was für ein Mut!», twitterte Sven Lehmann (Grüne), der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Carolin Kebekus zeigte sich ebenfalls begeistert: «Diese tolle Initiative hat mich so ins Herz getroffen», sagte die Komikerin.

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Kann die katholische Kirche toleranter werden? - dpa-infocom GmbH

Auch einzelne Bischöfe stellten sich hinter die Aktion. Der als Reformer bekannte Bischof von Aachen, Helmut Dieser, forderte als erster katholischer Oberhirte ein Schuldbekenntnis seiner Kirche gegenüber Homosexuellen: Sie seien durch die Kirche «abgewertet und kriminalisiert» worden. «Hier ist auch ein Schuldbekenntnis fällig», sagte Dieser der «Kölnischen Rundschau». «Daran arbeiten wir.»

Katholisches Arbeitsrecht wird überarbeitet

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der Deutschen Presse-Agentur, das kirchliche Arbeitsrecht könnten die deutschen Bischöfe eigenverantwortlich ändern. Dafür muss der Vatikan seine Zustimmung nicht geben. Tatsächlich werde das katholische Arbeitsrecht aktuell überarbeitet. «Mehrheitlich wünschen die Bischöfe, dass sämtliche Loyalitätsobliegenheiten, die die persönliche Lebensführung betreffen, ersatzlos gestrichen werden», sagte Schüller.

Die einseitige Ausrichtung der katholischen Kirche auf heterosexuelle Ehen hatte bisher oft ein jahrzehntelanges Versteckspiel zur Folge. Davon kann zum Beispiel Monika Schmelter (65) aus Lüdinghausen im Münsterland erzählen. Sie verheimlichte die Beziehung zu ihrer Frau 40 Jahre lang, weil ihre Partnerin Religionslehrerin war. Jetzt wollen sich beide dafür einsetzen, dass anderen ein solcher Leidensweg erspart bleibt.

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