10.000 Menschen protestieren in Paris trotz Verbots gegen Polizeigewalt
Trotz eines Demonstrationsverbots haben am Dienstag in Paris tausende Menschen gegen Polizeigewalt in Frankreich protestiert.

Das Wichtigste in Kürze
- Zusammenstösse mit Polizei am Rande der Kundgebung.
Rund 10.000 Menschen folgten einem Aufruf zum Protest gegen den Tod von Adama Traoré im Polizeigewahrsam 2016, wie ein AFP-Journalist berichtete. Am Abend kam es am Rande der Kundgebung zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Protestteilnehmer warfen Wurfgeschosse auf Beamte, diese reagierten mit dem Einsatz von Tränengas.
«Das ist heute nicht mehr nur der Kampf der Familie Traoré, es ist unser aller Kampf. Wenn wir heute für George Floyd kämpfen, kämpfen wir für Adama Traoré», sagte Adamas ältere Schwester Assa Traoré zu den Demonstranten, die «Revolte» und «Die ganze Welt hasst die Polizei» riefen.
Viele hielten ausserdem Schilder mit englischen Slogans wie «Black Lives Matter» und «I can´t breathe» in die Höhe. Damit bezogen sie sich auf die derzeitigen Proteste in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz.
Die Pariser Polizeipräfektur hatte die Proteste zunächst untersagt - aus Sorge vor drohenden Ausschreitungen, aber auch weil aus Infektionsschutzgründen Versammlungen von mehr als zehn Personen untersagt sind. Zugleich wies Polizeipräfekt Didier Lallement Vorwürfe von Gewalt und Rassismus entschieden zurück.
Der 24-jährige Adama Traoré war 2016 nördlich von Paris gestorben, nachdem er sich der Festnahme seines Bruders widersetzt hatte. Eine Schuld der Polizei an seinem Tod liess sich offiziell nicht nachweisen.
Seither wird in Frankreich darüber gestritten, ob die Polizisten Schuld an Traorés Tod waren. Vergangene Woche hatten mehrere Ärzte die Polizisten entlastet und einen von der Familie in Auftrag gegebenen Bericht zurückgewiesen, wonach der junge Mann erstickt sein soll. Ein weiterer Bericht der Familie vom Dienstag kommt zu dem Schluss, dass der Tod mit den Methoden der Polizei bei der Festnahme Traorés zusammenhing.
Bereits am Montagabend hatten sich in der Pariser Vorstadt Bondy rund hundert Menschen versammelt und «Ein Ende der Gewalt» skandiert. Zuvor war ein 14-Jähriger bei einem Polizeieinsatz schwer am Auge verletzt worden. Der Jugendliche hatte offenbar ein Mofa stehlen wollen. Fussball-Nationalspieler und Weltmeister Kylian Mbappé forderte auf Instagram «Gerechtigkeit» für den Jugendlichen.
Zwei weitere Fälle haben seit Anfang des Jahres in Frankreich für Empörung gesorgt: Präsident Emmanuel Macron hatte erst im Januar Konsequenzen gefordert, nachdem ein 42-jähriger Lieferfahrer nach einer Polizeikontrolle am Pariser Eiffelturm erstickt war. Die Polizisten drückten den Familienvater bäuchlings auf den Boden, er erlitt dadurch einen Kehlkopfbruch.
In der südfranzösischen Stadt Béziers starb zudem im April ein 33-Jähriger nach der Fahrt auf eine Polizeiwache. Auch er wurde mit dem Gesicht nach unten fixiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert bereits seit Jahren, solche «tödlichen» Methoden bei der französischen Polizei zu verbieten. Auch während der «Gelbwesten»-Proteste gab es massive Klagen über Polizeigewalt, juristische Konsequenzen hatte dies nur in den seltensten Fällen.