Pat Gelsinger, Chef des Halbleiterherstellers Intel, hat am Weltwirtschaftsforum in Davos gewarnt, dass der andauernde Chipmangel noch nicht ausgestanden ist.
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Pat Gelsinger ist Chef des Halbleiterkonzerns Intel. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Halbleiterknappheit wird noch einige Zeit andauern.
  • In diesem und wohl auch im nächsten Jahr wird sich die Industrie nicht erholen können.

Wenn hochrangige Politiker zum Schutz der freien und offenen Weltmärkte aufzurufen, muss es um die Globalisierung schlecht stehen. Die Elite diskutiert angesichts der Lieferprobleme mit Asien wieder über die Risiken zu grosser Abhängigkeit von bestimmten Lieferanten. Erst waren Elektronikchips kaum zu bekommen. Derzeit schnellen die Energiepreise hoch, und schon bald droht eine Nahrungsmittelkrise.

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Derzeit kämpft die Welt bei vielen Produkten mit Schwierigkeiten in den Lieferketten. - dpa

Spitzenpolitiker wie Robert Habeck betonen am Weltwirtschaftsforum in Davos, dass eine Abkehr von der Globalisierung keine Lösung ist. Doch die Regeln müssten sich schon ändern, um widerstandsfähiger zu werden, sagte der Grünen-Politiker.

Die Invasion Russlands in der Ukraine hat die schon in den vergangenen Jahren offenkundigen Probleme rasant verschärft. Der deutschen Industrie fehlen Zulieferteile aus Osteuropa und das Eingreifen der Pekinger Führung in Sachen Corona-Bekämpfung wiegt schwer. Kein Wunder, dass sich die Unternehmen fragen, ob es so weitergehen kann.

Lokale Produktion für lokale Märkte?

Also wo geht die Reise hin: Zu mehr Produktion vor Ort, hin zu weniger globalem Handel? Christina Raab, Accenture-Chefin für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sieht in den Vorstandsetagen zumindest Überlegungen in diese Richtung. «In der Wirtschaft haben sich die Diskussionen um Lieferketten komplett gewandelt. Niemand geht davon aus, dass wir zu einer Art Vor-Corona-Zustand zurückkehren», sagte sie.

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Firmen hinterfragen, ob sie sich noch auf Containerschiffe verlassen können. - AFP

Viele Firmen wollen zumindest regionale Lieferketten und eine regionale Produktion als Option in der Hinterhand haben, sagte die Expertin. «Um wettbewerbsfähig zu sein, muss dann natürlich viel in Automatisierung investiert werden.» Das sei ohnehin angesichts knapper Arbeitskräfte nötig. «Unternehmen denken verstärkt über lokale Produktion für lokale Märkte nach, weil die Lieferketten der Container-Schifffahrt langsam sind», sagte Raab.

Volvo-Managerin Andrea Fuder sieht vor allem bei den Halbleitern die Konzentration der Branche in Asien als Problem. «Wir müssen lernen, monopolistische Zentralstrukturen für einige Schlüsseltechnologien zu verhindern.»

Laut Chef von Intel geht die Krise noch bis 2024

Das sieht naturgemäss auch Pat Gelsinger so. Er ist der Chef des Halbleiterproduzenten Intel. Die westlichen Volkswirtschaften müssten ihre Versorgung wieder selbst sichern können. Das gelte auch für die Chipbranche.

In einem Interview gegenüber «Yahoo» prognostiziert er, dass die Krise noch lange anhalten wird. «Wir sind etwa zur Hälfte durch», sagt der Chef von Intel. «Meinen Erwartungen nach wird die Krise noch bis 2024 anhalten.»

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Auch Intel leidet unter der Chipkrise. - Keystone

Intel stellt auch selbst in eigenen Fabriken Halbleiter her und lässt diese nicht nur in Asien fertigen. In Magdeburg will der Konzern mit staatlicher Förderung viele Milliarden in neue Werke stecken. Statt wie bisher überwiegend aus Asien sollen Chips künftig zur Hälfte aus westlichen Ländern kommen.

Nur um den Kirchturm herum Teile zu beziehen, sei aber nicht die Lösung, sagte Fuder. Das hätte auch unerwünschte Effekte auf Schwellen- und Entwicklungsländer. Europa habe ohnehin kaum Rohstoffe, sei also auf Zulieferungen angewiesen. Besser werden müsse die Wirtschaft unter anderem bei Recycling und der Weiternutzung von Materialien.

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