Umweltorganisation warnt vor Chinas Kohlechemie-Projekten
Trotz globaler Klimabedenken plant China 21 neue Projekte im Bereich Kohlechemie.

China nutzt Kohle nicht nur zur Stromerzeugung: Aus dem Rohstoff lassen sich auch Chemikalien gewinnen. Doch Umweltschützer sehen darin eine Gefahr.
Eine gemeinsam mit anderen Organisationen geführte öffentliche Datenbank zur Kohleindustrie, die Global Coal Exit List, zeige 47 neue Kohlechemieprojekte weltweit, teilte die Umweltorganisation Urgewald in Berlin mit. China hat demnach mit 21 angekündigten oder in der Entwicklung befindlichen Projekten die meisten Kohlechemie-Vorhaben.
In der Kohlechemieindustrie wird Kohle zum Beispiel in Chemikalien oder Gas umgewandelt. Daraus kann in weiteren Verarbeitungsschritten zum Beispiel Plastik entstehen, das in vielen Gegenständen des täglichen Lebens enthalten ist.
Dies sei die denkbar schmutzigste Art, Kohle zu verwerten, sagte Urgewald-Geschäftsführerin Heffa Schücking. «Hierbei werden deutlich mehr Treibhausgase freigesetzt als bei der Verbrennung von Kohle in einem Kraftwerk», erklärte sie. Zudem gelten die Verfahren als umweltschädlich, weil sie viel Wasser verbrauchen und der Luftqualität schaden.
China möchte Energiesicherheit verbessern
Neben China planen laut Urgewald noch Indien (14), Indonesien (6), Kasachstan (3), Botsuana (2) und Pakistan (1) Vorhaben in im Bereich Kohlechemie.
Für China sind Kohlechemie-Anlagen interessant, weil die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt damit aus ihren enormen Kohlereserven Stoffe gewinnen kann, für die sonst fossiles Öl oder Gas benötigt würden – also Rohstoffe, bei denen China auf Importe angewiesen ist.
Peking kann so in Zeiten globaler Konflikte und Unsicherheiten durch Handelsstreitigkeiten seine Energiesicherheit verbessern.
Mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel, für den China als grösster Treibhausgasemittent wichtig ist, könnte die Kohlechemieindustrie zum Problem werden. Laut Urgewald gefährdet der Ausbau solcher Projekte die kürzlich angekündigten Klimapläne der Regierung.
Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte während eines Klimagipfels der Vereinten Nationen in New York erklärt, sein Land werde bis 2035 den Ausstoss von Treibhausgasen gemessen an den Höchstwerten um sieben bis zehn Prozent senken.
Die Weltgemeinschaft hatte sich schon vor einigen Jahren während der Klimakonferenz in Glasgow auf den Ausstieg aus Kohle zugunsten des Klimas geeinigt – und es seitdem mehrfach bekräftigt. Dabei sitzt auch China mit am Tisch.