Make-up ist doch was für Frauen – nicht so in China! Dort schminken sich immer mehr Männer und werden dadurch selbstbewusster.
Ein Make-up-Set bestehend aus Pinsel, Schminke und weitern Schmink-Utensilien.
Ein Make-up-Set bestehend aus Pinsel, Schminke und weitern Schmink-Utensilien. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Make-up für Männer wird in China zunehmend ein Trend.
  • Jedoch stehen längst nicht alle Chinesen dem Männer-Schminken offen gegenüber.

Es begann mit ein bisschen Concealer. In seinem ersten Jahr an der Uni probierte Jiang Cheng Abdeckcremes aus, die Hautunreinheiten verschwinden lassen. Und was er nach dem Auftragen im Spiegel sah, gefiel Jiang, es machte ihn selbstbewusster. Von da an war er vom Schminken fasziniert. Heute ist der 24-Jährige einer von hunderten chinesischen Männern, die im Internet Tipps fürs Make-up geben und so den Kosmetikkonzernen neue Kunden bescheren.

«Männer haben eine ganz eigene Art, Kosmetika zu benutzen», sagt Jiang lächelnd, während er mit sanften Bewegungen die Grundierung auf die Wangen aufbringt. «Würde eine Frau meine Schminke benutzen, würde sie bestimmt nicht den Effekt erreichen, um den es mir geht.»

Beauty-Blogger machen gutes Geld

Jedes Wochenende verbringt Jiang mehrere Stunden in seinem improvisierten Kosmetikstudio in Peking und filmt sich mit seinem iPhone dabei, wie er die neusten Cremes und Püderchen aufträgt. Hunderte Zuschauer schauen ihm live zu und können online die Produkte bestellen, die er testet. «Diese Farbe ist nicht so grell, so dass Männer sie auch ohne Probleme in einem konservativen Umfeld tragen können», erklärt er seinen Fans.

Kosmetikfirmen zahlen den erfolgreichsten unter den Beauty-Bloggern viel Geld, damit sie ihre Produkte vorstellen. Auch Jiang verdient gut mit seinen Schmink-Videos, etwa 5000 Yuan (710 Franken) pro Monat.

Rouge und Kajal stehen auch Männern gut

Die meisten Stars der Szene sind aber immer noch weiblich. Doch allmählich ändern sich in China Geschlechternormen und Schminke ist nicht mehr länger ausschliesslich etwas für Frauen. Promis machen vor, dass Rouge und Kajal auch Männern gut zu Gesicht stehen.

In vielen anderen Ländern geben Männer ebenfalls im Internet Schminktipps. Doch in China ist der Trend zum Männer-Make-up besonders stark. Das Marktforschungsinstitut Euromonitor rechnet weltweit in den nächsten fünf Jahren mit einem Wachstum von elf Prozent für den Markt für Männer-Kosmetik, in China wird der Zuwachs auf 15,2 Prozent geschätzt.

Auch der französische Kosmetikkonzern L'Oréal verspricht sich ein gutes Geschäft mit den chinesischen Männern. Im September bringt er seine Männerlinie House99 in China auf den Markt. Beworben wird sie mit dem Fussballstar David Beckham.

«Das wird die Norm werden»

Andere ausländische Firmen wie La Mer and Aesop arbeiten mit chinesischen Beauty-Bloggern zusammen. Lan Haoyi, bekannt als Lan Pu Lan, ist einer von ihnen. Der 27-Jährige hat 1,4 Millionen Follower. «Wir sehen immer mehr Männer in den Medien, die Make-up tragen. Das wird die Norm werden», sagt Lan. Trendsetter seien die jungen, gut aussehenden Chinesen in den weltoffenen Grossstädten. Doch längst nicht allen im Land gefällt diese Mode. Er bekomme immer noch Hassbotschaften für Auftritte mit rotem Lidschatten, sagt Lan. «Waschlappen» sei nur eines der Schimpfwörter, die er zu hören bekomme.

Video-Blogger Jiang hat Angst, dass selbst seine Eltern sich über ihn lustig machen könnten, deshalb verzichtet er ihnen gegenüber lieber auf Make-up. «Sie können nicht akzeptieren, dass ein Mann sich jeden Tag schminkt», sagt er.

Mo Fei ist überzeugt, dass sich diese Einstellung ändern wird. Mo gründete 2005 Chetti Rouge, ein Unternehmen, das ausschliesslich Kosmetika für Männer anbietet. «Wir haben früh das Potenzial des Markes erkannt», sagt er. Chetti Rouge verkauft seine Lippenstifte und Lidschatten ausschliesslich übers Internet. Die Produkte im Kaufhaus zu kaufen sei einigen Männern noch zu peinlich.

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