Chinesische Firma sammelt weltweit Gendaten von Schwangeren

Keystone-SDA
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China,

Eine chinesische Firma sammelt über einen pränatalen Test Gendaten von Millionen schwangeren Frauen. In westlichen Ländern stösst das auf Besorgnis.

Schwanger
Eine schwangere Frau hält ihren Bauch. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die BGI Group verkauft weltweit seit Jahren einen Pränatal-Test.
  • Nun wird bekannt, dass das Unternehmen die Gendaten sammelt und auswertet.
  • Die US-Regierung sieht darin eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.

Die chinesische Genfirma BGI Group nutzt gemäss Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters einen zusammen mit dem chinesischen Militär entwickelten Test für Schwangere, um Gendaten von Millionen Frauen weltweit zu sammeln und auszuwerten. In den USA und Deutschland ist man alarmiert.

Diese Daten werden für umfassende Forschungen zu den genetischen Eigenschaften von Bevölkerungsgruppen genutzt. Das geht aus Unternehmensangaben und einer Reuters-Analyse wissenschaftlicher Studien hervor.

Pränataltest
Mit nichtinvasiven Pränataltests (NIPT) kann das Down-Syndrom erkannt werden. - Keystone

Dies hat Besorgnis sowohl in den USA als auch Deutschland ausgelöst. Zumal sich die Tonlage in den Beziehungen zwischen westlichen Regierungen und dem kommunistischen China in den vergangenen Monaten verschärft hat.

Kritik aus Deutschland

Der Vorgang wirft zudem ein Licht auf den generellen Umgang mit Medizindaten durch Regierungen und Konzerne weltweit. Zumal zunehmend Künstliche Intelligenz benutzt wird, um Daten auszuwerten. Die US-Regierung sieht in den Bemühungen von BGI, menschliche Gendaten zu sammeln und zu analysieren, eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.

In Deutschland gibt es zudem Kritik an einem möglichen Datenabfluss. «Dieser Test darf künftig in Deutschland nur angewendet werden, wenn sichergestellt ist, dass die verwendeten Daten im Geltungsbereich der Datenschutzgrundverordnung verbleiben.» Das sagte etwa der FDP-Aussenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff am Freitag zu Reuters.

Alexander Graf Lambsdorff
Alexander Graf Lambsdorff spricht im Bundestag. - Keystone

Chinas grösstes Genomik-Unternehmen BGI begann 2013 mit der Vermarktung des Pränatal-Tests im Ausland. Unter dem Markennamen Nifty gehört er zu den meistverkauften nicht-invasiven pränatalen Tests (NIPT) der Welt. Dabei wird eine Blutprobe einer schwangeren Frau untersucht, um Anomalien wie das Down-Syndrom beim sich entwickelnden Fötus festzustellen.

Bislang wurden laut BGI weltweit mehr als acht Millionen Frauen getestet. Nifty wird in mindestens 52 Ländern verkauft. Darunter in Deutschland, Kanada, Australien, Thailand und Indien, aber nicht in den Vereinigten Staaten.

Daten können weitergegeben werden

BGI verwendet übrig gebliebene Blutproben, die an sein Labor in Hongkong geschickt werden, um anonymisierte genetische Daten für Bevölkerungsforschung einzusetzen, bestätigte das Unternehmen.

Nach Informationen von Reuters befinden sich die genetischen Daten von mehr als 500 Frauen auch aus Europa und Asien, die den Test benutzt hatten, auch in der von Chinas Regierung finanzierten China National GeneBank.

Reuters fand keine Beweise dafür, dass BGI gegen Datenschutzvereinbarungen oder -bestimmungen verstossen hat. Das Unternehmen betonte, es hole eine unterzeichnete Zustimmung ein und vernichte Proben und Daten aus Übersee nach fünf Jahren. «Zu keinem Zeitpunkt während des Test- oder Forschungsprozesses hat BGI Zugriff auf identifizierbare persönliche Daten», erklärte das Unternehmen.

Die Datenschutzrichtlinien des Tests besagen jedoch, dass die gesammelten Daten weitergegeben werden können, wenn sie «direkt relevant für die nationale Sicherheit oder die nationale Verteidigungssicherheit» in China sind.

BGI erklärte, dass es «niemals darum gebeten wurde, Daten aus seinen Nifty-Tests für die nationale Sicherheit oder die nationale Verteidigung an chinesische Behörden weiterzugeben – noch hat es diese Daten zur Verfügung gestellt.» Chinas Aussenministerium erklärte, die Reuters-Recherchen spiegelten «grundlose Anschuldigungen und Verleumdungen» der US-Behörden wider.

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