Chinas Aussenhandel schlägt Erwartungen
Chinas Exporte haben überraschend dem laufenden Handelskonflikt mit den USA getrotzt. Doch der Aussenhandel mit Washington litt anhand Daten massiv.

Überraschend sind Chinas Exporte trotz des laufenden Handelskonflikts mit Washington nicht unter die Räder gekommen. Doch der Aussenhandel mit Washington litt massiv, wie aus Daten der Zollbehörde in Peking hervorging.
Nach Angaben in US-Dollar stiegen im April die Ausfuhren insgesamt um 8,1 Prozent verglichen mit demselben Vorjahresmonat, die Importe sanken leicht um 0,2 Prozent. Der Handelsüberschuss betrug rund 96 Milliarden US-Dollar.
Analysten hatten im Vorfeld mit einem deutlicheren Rückgang bei den Importen und nur schwach steigenden Exporten gerechnet. Im März hatte die Volksrepublik noch einen enormen Anstieg bei den Ausfuhren von 12,4 Prozent verglichen zum Vorjahr verzeichnet. Experten vermuteten, dass Firmen vor den eintretenden Zöllen Lagerbestände aufgebaut hatten.
Im Fokus stand der Handel mit den Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump hatte im April Zusatzzölle von 145 Prozent auf Waren aus China angeordnet. Peking konterte mit 125 Prozent auf Importe aus den USA und Exportbeschränkungen wichtiger Rohstoffe. Trump will mit Zöllen Firmen dazu bringen, sich in den USA anzusiedeln und damit den Produktionsstandort stärken. Experten halten dies für schwierig.
Nach offiziellen Angaben brachen Chinas Exporte in die USA um 21 Prozent und die Importe um 13,8 Prozent ein. Der Handel zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt ist wegen der hohen Aufschläge mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Washington und Peking hatten Berichten zufolge im Technologie-Bereich bei wichtigen Produkten aus dem jeweils andern Land bereits Ausnahmen gemacht.
Peking gab sich im Zollstreit bislang selbstbewusst und betonte immer wieder, wenn nötig, «bis zum Ende zu kämpfen». Die Auswirkungen der Zölle werden nun deutlicher. China kämpft bereits mit einer schwachen Nachfrage im Inland und einer hohen Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen. Das Vertrauen von Konsumenten ist als Folge einer langen Immobilienkrise geschwächt.
Beobachter blicken gespannt auf kommendes Wochenende
Zudem sind Exporte ein wichtiger Antrieb für den chinesischen Wirtschaftsmotor. Peking will in diesem Jahr wieder ein ambitioniertes Wachstumsziel von rund fünf Prozent erreichen. Die Stimmung in Chinas Industrie ist getrübt. Im produzierenden Gewerbe deutete sich zuletzt weniger Aktivität in den Fabriken an. Auch gingen die Bestellungen von Containern aus China mit Ziel USA merklich zurück.
Wenige Tage vor dem geplanten Treffen beschloss Peking Konjunkturmassnahmen. Die Führung wollte mit Zinssenkungen und mehr Geld für Kredite in Bereichen wie Technologie oder Dienstleistungen Markterwartungen stabilisieren und der wirtschaftlichen Erholung helfen.
Experten raten China schon länger, den Fokus auf mehr Konsum im Inland statt auf eine von Subventionen getriebene Industriepolitik zu legen. Mit einem Programm, bei dem Menschen alte Geräte oder Autos eintauschen und zu günstigeren Preisen neue kaufen können, versucht die Führung, die Nachfrage bereits zu unterstützen.
Gespannt blicken Beobachter auf das kommende Wochenende: US-Finanzminister Scott Bessent und der für wirtschafts- und handelspolitische Fragen zuständige Vize-Ministerpräsident Chinas, He Lifeng, wollen in Genf über den Zollstreit sprechen.
Laut Zenglein versucht China, die Disruptionen in der globalen Weltordnung derzeit auch auszunutzen, um sich anderen Ländern gegenüber als der verlässlichere und bessere Partner zu präsentieren.
Während die USA den Konflikt mit anderen Ländern suchten, wolle China die wirtschaftliche Kooperation stärken und Herausforderungen wie massive Handelsüberschüsse in den Hintergrund drängen, sagt er. Zuletzt warb Staats- und Parteichef Xi Jinping etwa bei Besuchen in Russland, Vietnam oder Malaysia für mehr Zusammenarbeit.