Automarkt in China bricht erstmals seit mehr als 20 Jahren ein
Der Boom ist vorbei: Der Handelskrieg mit den USA, hohe Schulden und schlechte Immobiliengeschäfte lassen den grössten Automarkt der Welt in China schrumpfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Absatz von Autos in China sackte 2018 um sechs Prozent im Vergleich zu 2017 ab.
- Neben dem Handelskrieg gibt es auch hausgemachte Ursachen für die Flaute.
Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der chinesische Automarkt eingebrochen. Der Absatz von Personenwagen sackte 2018 um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab, wie der Branchenverband China Passenger Car Association (PCA) am Mittwoch in Peking mitteilte. Der Verkaufsrückgang trifft auch die grossen deutschen Autokonzerne, für die China der grösste Markt ist.
Neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China gibt es auch hausgemachte Ursachen für die Flaute auf dem grössten Automarkt der Welt. «Die Gründe sind vor allem der schwere Druck auf dem Immobilienmarkt, hohe Verschuldung, Abwärtsdruck für die Wirtschaft und fehlende Verbraucherzuversicht», sagte PCA-Generalsekretär Cui Dongshu der Deutschen Presse-Agentur. Er erwartete aber nicht, dass der Rückgang anhält: «So schlimm ist es nicht.»
Die Kaufzurückhaltung erklären andere Experten auch mit den vorübergehenden Zollerhöhungen auf Importe von US-Autos, der Verunsicherung über den anhaltenden Handelskonflikt sowie den vielen Fahrbeschränkungen in chinesischen Metropolen. Auch das verstärkte Angebot von bequemen Fahrdiensten dämpft die Nachfrage nach Autos.
22,7 Millionen Autos verkauft
Im Dezember beschleunigte sich der Rückgang noch dramatisch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der Absatz in dieser Abgrenzung um 19 Prozent. Im ganzen Jahr seien auf dem jahrelang, teilweise auch zweistellig boomenden Automarkt in China nur noch 22,7 Millionen Autos verkauft worden, berichtete der Branchenverband.
Der CPA-Generalsekretär rechnet im neuen Jahr zwar mit einem Wachstum von 1,2 Prozent, doch erwarten andere Experten vielmehr einen weiteren Rückgang. Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs prognostizieren für 2019 sogar ein Minus von sieben Prozent. Bei Bernstein Research wird mit einem Rückgang um vier Prozent gerechnet.
BMW und Mercedes betroffen
Im Zuge des Handelskrieges hatte China die Zölle auf Importwagen aus den USA zwischenzeitlich um 25 auf 40 Prozent erhöht und erst im Dezember wieder zurückgenommen. Davon waren besonders BMW und Mercedes betroffen, die von ihren US-Werken nach China liefern.
Da die Autobauer in China mit stetigem Wachstum gerechnet und massiv in Produktionsanlagen investiert haben, drohen jetzt Überkapazitäten. Der Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen schätzt die Überkapazitäten bereits in diesem Jahr auf nahezu fünf Millionen Neuwagen. «Fast 19 Prozent der Produktionskapazitäten in China wären danach im Jahr 2019 «ungenutzt».»