Nicht nur zwischen Israel und dem Gaza eskaliert die Gewalt. Auch in israelischen Städten zwischen arabischen und jüdischen Israelis spitzt sich die Lage zu.
Konflikt in Nahost
Demonstranten fliehen vor Tränengaskanistern, die von der israelischen Grenzpolizei nach einem Anti-Israel-Protest abgefeuert wurden. Nach massiven Raketenangriffen auf den Grossraum Tel Aviv hat Israels politische und militärische Führung harte Gegenangriffe angekündigt. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach den gegenseitigen Bombardements zwischen Israel und Gaza spitzt sich die Lage zu,
  • Auch in israelischen Städten kommt es zu Konfrontationen zwischen Arabern und Juden.

Zwischen jüdischen und arabischen Israelis ist es am Mittwoch in mehreren israelischen Städten zu schweren Konfrontationen gekommen. Trotz einer Ausgangssperre flammten Unruhen in der Stadt Lod in der Nähe von Tel Aviv erneut auf.

Nach Medienberichten wurde in der Stadt ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt. In Akko im Norden des Landes wurde nach Angaben des israelischen Fernsehens ein jüdischer Einwohner von arabischen Demonstranten lebensgefährlich verletzt.

In Bat Jam südlich von Tel Aviv attackierten ultrarechte Juden nach Medienberichten arabische Geschäfte. In dem Gebiet wurde zudem ein arabischer Einwohner von einer jüdischen Menge brutal mit Knüppeln angegriffen.

Konflikt in Nahost
Blick auf einen verbrannten Bus nach Unruhen, die sich im Zusammenhang mit der Beerdigung eines 25-jährigen israelisch-arabischen Mannes, der bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen der Polizei und israelischen Arabern inmitten des eskalierenden Aufflackerns der israelisch-palästinensischen Gewalt erschossen wurde, entwickelt hatten. - dpa

Vom israelischen Sender Kan übertragene Livebilder zeigten, wie dutzende Angreifer den Mann gewaltsam aus seinem Auto zerrten und ihn bewusstlos prügelten. Im Anschluss liessen sie ihn reglos auf der Strasse liegen, Polizei und Rettungskräfte trafen erst 15 Minuten später ein. Nach Angaben eines Krankenhauses in Tel Aviv wurde der Mann schwer verletzt.

In Haifa bewarfen jüdische Demonstranten nach Angaben der «Times of Israel» einen arabischen Autofahrer mit Steinen. Er habe daraufhin einen der Angreifer angefahren und verletzt. Auch in Tiberias wurde nach Polizeiangaben ein arabischer Fahrer von jüdischen Demonstranten mit Steinen angegriffen und verletzt.

In mehreren jüdisch-arabischen Orten ist es seit der Nacht zu Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei berichtete von gewaltsamen Zwischenfällen in Akko, Haifa und Lod. In Akko wurde demnach ein Jude durch Steinwürfe schwer verletzt.

Netanjahu wollte Soldaten entsenden

Die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern war zuletzt auch auf arabische Ortschaften im israelischen Kernland übergeschwappt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte die Gewalt. «Was in den vergangenen Tagen in den Städten Israels geschehen ist, ist inakzeptabel», erklärte er. «Nichts rechtfertigt den Lynchmord an Arabern durch Juden, und nichts rechtfertigt den Lynchmord an Juden durch Araber.»

Das israelische Fernsehen berichtete, Netanjahu wolle Soldaten in die Städte entsenden, um die Ruhe wiederherzustellen. Verteidigungsminister Benny Gantz habe dies jedoch abgelehnt.

Am Dienstag hatten arabische Einwohner von Lod eine Synagoge sowie Dutzende Autos in Brand gesetzt und Schaufenster eingeworfen worden. Bürgermeister Jair Revivo sprach von einem «Bürgerkrieg».

Konflikt in Nahost
Nach den Unruhen steht ein ausgebranntes Auto in einer Strasse. Nach der Beerdigung eines 25-jährigen israelisch-arabischen Mannes, der bei gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei ums Leben kam, kam es zu erneuten Unruhen. - dpa

Auch im von Israel besetzten Westjordanland nahmen die Spannungen zu. In der Nähe der Stadt Nablus im Norden des Westjordanlands wurde erneut ein Palästinenser bei Zusammenstössen mit israelischen Soldaten getötet, wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. Das israelische Militär erklärte, es habe das Feuer auf einen palästinensischen «Angreifer» eröffnet und ihn «ausgeschaltet». Details wurden nicht genannt.

Die arabische Minderheit in Israel macht rund 20 Prozent der Bevölkerung von mehr als neun Millionen Menschen aus. Sie spricht häufig von Diskriminierung. Rechte Politiker stellen Araber in Israel oft als Feinde des jüdischen Staates dar. Städte wie Haifa und Akko galten aber bisher als gute Beispiele für ein friedliches Zusammenleben.

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