Schwere Anschuldigungen von einem Ex-Vatikan-Botschafter: Papst Franziskus und Vorgänger Benedikt sollen von den sexuellen Missbräuchen gewusst haben.
zölibat benedikt xvi.
Papst Franziskus besuchte seinen Vorgänger Papst Benedikt XVI. an Ostern (Archivbild). - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sowohl Papst Franziskus wie bereits Benedikt haben von den sexuellen Übergriffen gewusst.
  • Das behauptet ein ehemaliger Erzbischof und fordert den Rücktritt von Franziskus.

Der ehemalige Erzbischof und Vatikan-Botschafter in Washington, Carlo Maria Vigano, erhebt schwere Vorwürfe gegen die wichtigsten Oberhäupter der katholischen Kirche. In einem elfseitigen Brief behauptet der 77-Jährige, dass sowohl Papst Benedikt XVI. (2005-2013) als auch Nachfolger Papst Franziskus seit Jahren Bescheid wussten über die sexuellen Missbräuche durch amerikanische Bischöfe.

Auch andere hohe Vertreter der katholischen Kirche seien informiert gewesen und hätten geschwiegen. Vigano kann den Vorwurf nicht belegen und schweigt seither, bestätigt lediglich, dass der Brief von ihm stamme. «Schweigen und Beten» sei das einzig Angemessene, sagt er gegenüber der «Washington Post».

Dem 88-jährigen Ex-Kardinal Theodore McCarrick wurde Missbrauch vorgeworfen.
Dem 88-jährigen Ex-Kardinal Theodore McCarrick wurde Missbrauch vorgeworfen. - Keystone

McCarrick hielt sich nicht an Strafe

Der Brief ist der vorläufige Höhepunkt der jüngsten Welle an Anschuldigungen gegen den Klerus. Im Juni suspendierte Franziskus den amerikanischen Erzbischof Theodore McCarrick, nachdem ihm vorgeworfen wurde, mehrere Messdiener, Studenten und junge Priester sexuell missbraucht zu haben. Er musste – als erster amerikanischer Kardinal der Geschichte – zurücktreten.

Im Brief schreibt Vigano, dass Benedikt McCarrick abseits der Öffentlichkeit sanktioniert hätte, jedoch erst nach jahrelangen Warnungen über sein verwerfliches Verhalten. McCorrick trat von seinen Ämtern jedoch nicht zurück. Im Gegenteil: Er amtete weiterhin als wichtiger Kirchenbotschafter, etwa in China und Iran.

Franziskus war nicht überrascht

Vigano habe dann 2013 auch Papst Franziskus auf die Vorwürfe an McCorrick hingewiesen. «Papst Franziskus äusserte sich nicht zu meinen besorgten Worten und zeigte keine Überraschung, so als ob er die Angelegenheit schon seit einiger Zeit gewusst hätte, und wechselte sofort das Thema», schreibt Vigano.

Papst Franziskus spricht in der Basilika «Unserer Lieben Frau, Königin von Irland» im Wallfahrtsort Knock.
Papst Franziskus spricht in der Basilika «Unserer Lieben Frau, Königin von Irland» im Wallfahrtsort Knock. - dpa

Papst Franziskus bereute am Samstag auf seiner Dublin-Reise den Umgang der Kirche mit den Missbräuchen in Irland. Er stehe vor einer tief gespaltenen Kirche. Viele, darunter auch Vigano, fordern Franziskus’ Rücktritt. Doch bisher scheint auch Papst Franziskus dem Motto «Schweigen und Beten» zu folgen.

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