Verstärkte Präsenz von Polizei und Soldaten in zwei Provinzen in Ecuador
Nach der Verhängung des Ausnahmezustands in Ecuador durch Präsident Guillermo Lasso infolge einer Serie brutaler Angriffe durch kriminelle Banden haben Polizei und Soldaten ihre Präsenz in den betroffenen Städten verstärkt.

Das Wichtigste in Kürze
- Ausnahmezustand nach Angriffswelle krimineller Banden.
Die Nation sei «erstaunt über die Aktionen der Drogenmafia, die zusammen mit Auftragsmördern und gewöhnlichen Kriminellen versucht, den Ecuadorianern Angst einzujagen», sagte Verteidigungsminister Luis Lara am Mittwoch.
In Guayaquil, der Hauptstadt der Provinz Guayas, wurden am Mittwoch 28 Verdächtige festgenommen, wie Innenminister Juan Zapata mitteilte. Es wurden Waffen, Munition und Sprengstoff beschlagnahmt.
Jorge Argüello, der 36-jährige Leiter eines Verlags, sagte am Mittwoch (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP, in Guayaquil herrsche «Angst auf den Strassen». Er selbst habe Angst, sein Haus zu verlassen, nachdem er Motorräder gesehen habe, die mit Banden und Auftragskillern in Verbindung gebracht würden.
Mitglieder von Drogenbanden hatten zuvor in den beiden Küstenprovinzen Guayas und Esmeraldas fünf Polizisten getötet und acht Gefängniswärter als Geiseln genommen. Ein Zivilist starb nach Behördenangaben später an seinen Schussverletzungen.
Auslöser der Angriffswelle waren offenbar Pläne der Strafvollzugsbehörde Snai, rund 200 Insassen der Haftanstalt Guayas 1 in Guayaquil in andere Gefängnisse zu verlegen. Nach Angaben der Behörden verübten Mitglieder von Drogenbanden daraufhin am Dienstag mindestens 18 Sprengstoff- und Schusswaffenangriffe auf Polizeistationen, Tankstellen, ein Krankenhaus und einen Busbahnhof in Guayaquil und im benachbarten Verwaltungsbezirk Durán.
Zur gleichen Zeit nahmen Häftlinge im Gefängnis von Esmeraldas, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, acht Wärter als Geiseln, wie die Strafvollzugsbehörde mitteilte. Ein im Onlinedienst Twitter kursierendes Video zeigte zwei Wärter mit Sprengstoff am Körper, während ein vermummter Häftling die «Korruption» des Gefängnissystems anprangerte. Alle Geiseln wurden laut Snai nach einiger Zeit wieder freigelassen.
Präsident Lasso verhängte über beide Provinzen einen 45-tägigen Ausnahmezustand, verbunden mit einer nächtlichen Ausgangssperre ab 21.00 Uhr. In einigen Regionen wurde der Unterricht ausgesetzt. In einer im Radio und Fernsehen übertragenen Ansprache bezeichnete Lasso die «Sabotage- und Terrorakte» der Banden als «offene Kriegserklärung gegen den Rechtsstaat, die Regierung und gegen Sie alle, die Bürger».
Ecuador grenzt an Kolumbien und Peru, die beiden grössten Kokain-Produzenten der Welt. Mittlerweile hat sich das südamerikanische Land zu einem zentralen Umschlagplatz für Drogenlieferungen nach Europa und in die USA entwickelt. Verschiedene Banden kämpfen um die Vorherrschaft. Ausserdem nutzen mexikanische Drogenkartelle Ecuador, um die Gewinne aus ihren illegalen Geschäften zu waschen.
Mit den Aktivitäten der Drogenbanden hat auch die Gewalt in Ecuador zugenommen. Die Mordrate in dem Andenstaat stieg von 2018 bis 2021 von sechs auf 14 Morde pro 100.000 Einwohner, in diesem Jahr liegt sie bislang bei 18 Morden pro 100.000 Einwohner. Die Gewalt greift häufig auch auf Ecuadors Gefängnisse über. Seit Februar 2021 wurden dort rund 400 Insassen getötet.