In der äthiopischen Konfliktregion Tigray verschärft sich die humanitäre Lage nach UN-Einschätzung rapide.
Flüchtlinge, die vor dem Konflikt in der äthiopischen Region Tigray geflohen sind, im provisorischen Unterkünften im Flüchtlingslager Umm Rakouba im Ostsudan. Foto: Nariman El-Mofty/AP/dpa
Flüchtlinge, die vor dem Konflikt in der äthiopischen Region Tigray geflohen sind, im provisorischen Unterkünften im Flüchtlingslager Umm Rakouba im Ostsudan. Foto: Nariman El-Mofty/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) berichtete am Freitag über anhaltende Problemen für humanitäre Konvois, in die Region zu gelangen und dringend benötigte Hilfe für etwa 5,2 Millionen betroffene Menschen zu transportieren.

Der aus 50 Lastwagen bestehende letzte Konvoi habe die Stadt Mekelle am 12. Juli erreicht. Das sei bei weitem zu wenig, so die Agentur: «Um den aktuellen Bedarf abzudecken, sind wöchentlich 500 bis 600 Lastwagenladungen nötig».

Die Regierung des nordostafrikanischen Landes hatte im November eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin in der gleichnamigen Region an der Macht war. Hintergrund waren jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, bis Regierungschef Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam und die TPLF hinausdrängte.

Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern gibt es etliche ethnische Spannungen, die unter Abiy gestiegen sind. Der gegenwärtige Konflikt hat bereits Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben und grosse Zerstörung angerichtet.

Alle wichtigen Zugangsstrassen aus der Amhara-Region seien gesperrt, wichtige Brücken unpassierbar, so die UN-Agentur. Auch in den Flüchtlingslagern in Tigray, in denen Menschen aus dem Nachbarland Eritrea leben, seien die Lebensmittelvorräte knapp. Helfer in Tigray und anderen Teilen Äthiopiens sprechen von einer katastrophalen Lage und sehen sich selbst Angriffen ausgesetzt. Ihnen werde vorgeworfen, im Konflikt nur eine Seite zu bevorteilen. «Das verschärft die Heraisforderungen für humanitäre Aktionen nur noch und bremst lebensrettende Hilfe aus», warnte die UN-Agentur.

Als Hungersnot wird die schlimmste Form einer Hungerkrise bezeichnet, bei der viele Menschen an den Folgen von Mangelernährung sterben. In Afrika gilt nur noch die Dürre-bedingte Lage in Süd-Madagaskar als ähnlich schlimm.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungschefAbiy AhmedRegierung