Offiziell hat Putin die Mobilisierung im Ukraine-Krieg abgeschlossen. Doch diese soll munter weiterlaufen. Denn die russischen Soldaten überleben oft nur kurz.
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Seit Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren liess, wettert Medwedew gegen den Westen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Putin sagt, er habe 318'000 Männer mobilisiert. Doch damit sei jetzt Schluss.
  • Mehrere Experten widersprechen dieser Aussage.
  • Putin soll weiter mobil machen. Denn ihm gehen die Soldaten rasch aus.
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Russland hat seine sogenannte Teil-Mobilmachung offiziell beendet. 318'000 Soldaten sollen für Putin in den Ukraine-Krieg gezogen sein. Und dabei soll es bleiben. Doch das wird von mehreren Seiten stark angezweifelt.

Russland-Experte Sergej Sumlenny geht davon aus, «dass die Mobilisierung noch läuft und deutlich grösser ausfällt, als von Russland behauptet». Dies würden unter anderem die Hochzeits-Zahlen zeigen, wie er gegenüber der «Bild» erklärt.

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Ein russischer Soldat bei einem Einsatz im Ukraine-Krieg. - Keystone

So gab es in Russland in den letzten drei Monaten 500 000 zusätzliche Eheschliessungen. Dies deute darauf hin, dass klar mehr als 500'000 Russen einberufen wurden. Denn nicht alle Einberufenen heiraten für die Entschädigungszahlungen an die hinterbliebene Ehefrau – und einige seien schon verheiratet.

Im Ukraine-Krieg sind Putins Männer Kanonenfutter

Gegen ein Ende der Mobilmachung spricht auch, dass Putin ein Dekret unterzeichnet hat, welches ermöglicht, verurteilte Straftäter zu mobilisieren. Gemäss der US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» sollen Männer, die in Freiwilligenformationen dienen, neu ebenfallls als Soldaten gelten.

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Selbst die eigenen Soldaten müssen – anders als das Foto erahnen lässt – unter harten Bedingungen kämpfen. (Archiv) - Keystone

Brisant: Putin braucht diesen Nachschub im Ukraine-Krieg, weil seine Soldaten oft nur kurze Zeit überleben. Sumlenny: «Berichte über gefallene Soldaten in russischen Lokalmedien deuten darauf hin, dass deren Lebenserwartung bei ein bis zwei Wochen liegt.»

In den Zeitungen steht etwa: «Einberufen am: 20. September, gefallen am: 1. Oktober».

Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?

Für Sergej Sumlenny ist klar, dass sich Putin mit dem Dekret Zeit kaufen will. Die er mit dem Leben seiner Bürger bezahlt. «Er schickt die einberufenen Soldaten direkt in den Tod». Nach ukrainischen Angaben verliert Russland etwa 600 bis 800 Soldaten pro Tag.

Die Mühe des Kreml, weiterhin genug Männer für den Krieg zu finden, sei deutlich, schreibt auch der US-Thinktank ISW. Egal, ob Putin verdeckt mobilisere oder irgendwann doch eine zweite Rekrutierungswelle ausrufe.

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