Nicht aufgeben und die Vorzüge seines Zuhauses geniessen: Überlebende zweier dramatischer Rettungsaktionen haben Tipps für die Wochen in häuslicher Isolation angesichts der Corona-Pandemie gegeben.
Die unter Tage gefangenen chilenischen Bergleute im Jahr 2010
Die unter Tage gefangenen chilenischen Bergleute im Jahr 2010 - OFICCIAL TV MINISTERY MINE/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Katastrophenopfer raten zu Gelassenheit und Kreativität.

«Nicht aufgeben, Leute. Sinn für Humor ist sehr wichtig», riet der Chilene Mario Sepulveda, der 2010 nach einem Grubenungück gemeinsam mit 32 anderen Bergleuten mehr als zwei Monate unter Tage ausharren musste, seinen Landsleuten.

«Räumt mal Eure Wohnung richtig auf, organisiert einen Tagesablauf, sodass keine Langeweile aufkommt. Es gibt viele Sachen, die man tun kann!», sagte Sepulveda der Nachrichtenagentur AFP.

Während der 69 Tage bis zu ihrer Rettung hätten er und seine Kollegen ein starkes Gefühl von Kameradschaft entwickelt und viele Gespräche geführt, sagte Sepulvedas Kollege Luis Urzua. Auch Gebete für viel Kraft und Durchhaltevermögen hätten geholfen. Er erinnerte daran, dass die Bergleute damals in einer «ziemlich kritischen Lage» waren. «Es gab für uns keinen Weg nach draussen.»

Carlos Paez, der 1972 einen Flugzeugabsturz seines Rugbyteams aus Uruguay in den Anden überlebte, verwies auf den «grossen Unterschied dieser zwei Quarantänen, wenn man das so nennen kann». Die erste «Quarantäne» habe für ihn darin bestanden, 70 Tage in kalten, schneebedeckten Bergen in einem Flugzeugrumpf zu verbringen - «bei 25 Grad unter null, ohne Essen, ohne Kommunikationsmittel». Die 16 Überlebenden ernährten sich damals von den Leichen ihrer beim Absturz ums Leben gekommenen Mannschaftskollegen.

Da sei die jetzige Situation doch um einiges leichter: «Das einzige, was wir tun müssen, ist das Nichtstun! Ihr müsst zu Hause bleiben und Hände waschen. Zugleich habt Ihr den ganzen Komfort: Fernsehen, Internet, Essen - also nichts zu meckern», sagte der heute 66-Jährige.

Roberto Canessa, ein weiterer Überlebender des Absturzes, riet dazu, sich ein Projekt zu überlegen. Während er in den Anden «den ganzen Tag gearbeitet» habe, um der Angst auszuweichen, arbeite er jetzt daran, Uruguays Krankenhäuser mit Beatmungsgeräten auszustatten. «Weltweit sind keine Beatmungsgeräte verfügbar. Genau wie in den Anden - es kommt auf uns selbst an.» Der heutige Kardiologe riet, «das Problem in eine Chance zu verwandeln». «In Krisen zeigen sich die besten Erfindungen.»

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