TV-Star löst hitzige Debatte im Iran über Ungleichheit aus
Äusserungen der preisgekrönten iranischen Schauspielerin Fariba Naderi haben eine hitzige Debatte über soziale Gerechtigkeit im Iran entfacht.

Im Iran haben umstrittene Äusserungen einer preisgekrönten Schauspielerin eine hitzige Debatte über soziale Gerechtigkeit ausgelöst. Seit Tagen bereits diskutieren Iranerinnen und Iraner über einen Kommentar der 41-jährigen Fariba Naderi in der auf Youtube ausgestrahlten Show «Pump».
In dem gut einstündigen Gespräch auf dem Kanal, der im Iran eigentlich blockiert ist, spricht Naderi mit Moderator Amirhussein Ghiasi über ihre Arbeit, aber viel auch über ihr Privatleben. Immer wieder erwähnt er dabei auch ihre privilegierte Gesellschaftsstellung.
Für breite Kritik sorgte vor allem eine Passage, in der sich die bekannte Schauspielerin zwar scherzhaft, aber abfällig über den Wohnort einer Kollegin äusserte. «Für uns (...) gilt das nicht mehr als schickes Viertel», sagte Naderi, die im Frühjahr noch den renommierten Simorgh-Preis des Fadschr-Festivals als beste Schauspielerin gewonnen hatte.
Ihre Äusserungen lösten binnen weniger Tage einen Sturm der Entrüstung aus. Das Youtube-Video zählt inzwischen fast eine Million Aufrufe. Konservative wie Liberale zeigten sich empört über die Aussagen, die angesichts der schweren Wirtschaftskrise im Iran weithin als «Klassenarroganz» kritisiert wurden. Auf ihrem Instagram-Account mit rund 2,2 Millionen Followern hat Naderi die Kommentar-Funktion inzwischen deaktiviert.
Die Reaktionen auf Naderis Äusserungen
«Unbewusst benutzte sie eine Sprache, die in der heutigen Stadtkultur als Ausdruck von Unterschied und Überlegenheit gilt», hiess es in einem Kommentar der iranischen Nachrichtenagentur Isna. Naderis Satz sei Ausdruck eines «Neureichen-Mindsets» – eines Denkens, das sich durch das Bedürfnis nach Distinktion und zur Schau gestelltem Wohlstand auszeichne.
Auch im Netz gab es viel Kritik. Eine Kommunikationswissenschaftlerin schrieb auf Instagram: Es gehe nicht darum, Naderi zu verurteilen. «Sie ist nur ein Spiegel. Das Problem ist das Bild, das sie von einer tiefen Spaltung zeigt.» Und: «Ihr Interview ist eine ernste Warnung – eine Warnung davor, dass der Schmerz der Gesellschaft, wenn er übersehen wird, sich in Wut verwandelt.»
Der Iran befindet sich seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise – belastet durch militärische Spannungen, internationale Sanktionen und politische Isolation. Hinzu kommen hohe Inflation, trübe Wirtschaftsprognosen und fehlende Zukunftsperspektiven.
Die gut ausgebildete und einst konsumstarke Mittelschicht schrumpft zunehmend – viele rutschen in prekäre Verhältnisse ab.










