Im zentralafrikanischen Tschad sind bei Protesten gegen die Übergangsregierung mindestens 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden.
tschad
Die Demonstranten errichteten eine brennende Barrikade in N'Djamena. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Tschad wurden 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt.
  • Grund dafür sind Proteste gegen die Übergangsregierung im Land.

Bei Protesten gegen die Übergangsregierung im zentralafrikanischen Tschad sind mindestens 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden. Das verkündete Ministerpräsident Saleh Kebzabo am Donnerstagabend in einer Pressekonferenz. Tausende Menschen waren in der Hauptstadt N'Djamena und drei kleineren Städten auf die Strasse gegangen.

Nach Angaben von Kebzabo handelte es sich um einen bewaffneten Aufstand, den Sicherheitskräfte hätten niederschlagen müssen. Er verhängte eine Ausgangssperre zwischen 24 und 6 Uhr Ortszeit.

Präsident General Mahamat Idriss Déby Itno hatte am 10. Oktober eine Übergangsphase zur Bildung einer neuen Regierung um 24 Monate verlängert. Die Entscheidung rief Unmut innerhalb der Opposition und Zivilgesellschaft hervor. Die Regierung hatte die Proteste vorab verboten.

«Einsatz todbringender Waffen gegen Demonstranten»

Die Afrikanische Union verurteilte die Gewalt. Der Friedens- und Sicherheitsrat der AU hatte bereits bei seiner letzten Sitzung Ende September die Militärregierung ermahnt. Sie sollen die eigentlich vereinbarte Übergangsphase von 18 Monaten nicht verlängern. Ausserdem forderte die AU, dass sich Idriss Déby sowie alle weiteren Mitglieder des Militärrats bei kommenden Wahlen nicht aufstellen lassen.

Das französische Aussenministerium sprach in einer Mitteilung vom «Einsatz todbringender Waffen gegen Demonstranten», ohne weitere Angaben zu machen. Frankreich wies ausserdem jegliche Beteiligung an den Geschehnissen im Tschad zurück. Insbesondere in den sozialen Medien kursieren immer wieder Behauptungen, der vor gut eineinhalb Wochen vereidigte Übergangspräsident werde von Frankreich gestützt.

Der erdölreiche, aber von Armut geprägte Tschad hat knapp 17 Millionen Einwohnern. Das Land befindet sich seit dem Tod von Langzeitherrscher Idriss Déby Itno in einer politischen Übergangsphase. Er war nach offiziellen Angaben im April 2021 bei schweren Zusammenstössen mit der FACT-Rebellenbewegung im Norden des Landes getötet worden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

OppositionRegierungGewaltArmutTod