Seit Anfangs Mai holen die USA Truppen aus Afghanistan zurück. Währenddessen erobern die Taliban zahlreiche Gebiete zurück. Ein Experte ordnet ein.
trump
Trump wird die Schuld am Afghanistan-Choas gegeben. Im Bild: Taliban in Afghanistan. (Archivbild) - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Taliban erobern weite Gebiete in Afghanistan zurück.
  • Am 1. Mai begann der Abzug von US- und anderen Nato-Truppen aus dem Land.
  • Der Rückzug sei schlecht vorbereitet worden, bemängelt ein Afghanistan-Experte.

Die militant-islamistischen Taliban erobern derzeit in Afghanistan Gebiete zurück. Dies ist gemäss einem Experten darauf zurückzuführen, dass der Abzug der internationalen Truppen schlecht vorbereitet worden ist.

Seit Anfang Mai sind mehr als 70 der rund 400 Bezirke neu an die Taliban gefallen. Der Zusammenbruch derart vieler Positionen der Sicherheitskräfte führt auf ein offenbares Missmanagement auf höchster Ebene der afghanischen Regierung zurück. Das sagte der Afghanistan-Experte Andrew Watkins von der Denkfabrik International Crisis Group (ICG) auf Anfrage.

Seit Beginn des Abzugs der US- und anderer Nato-Truppen aus Afghanistan mit 1. Mai haben die Taliban mehrere Offensiven gestartet.

Friedensabkommen
Das Friedensabkommen sieht den totalen Truppenabzug der Nato und USA aus Afghanistan vor. - Keystone

Vor dem Hintergrund des Rückzugs wollte US-Präsident Joe Biden am Freitag den afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani im Weissen Haus empfangen. Der Besuch soll nach Angaben Washingtons die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern unterstreichen, während der militärische Abzug läuft. Auch in den USA wurden zuletzt Sorgen wegen der militärischen Fortschritte der Taliban laut.

Experte Watkins sagte, die Taktik der Taliban seit Abzugsbeginn unterscheide sich nicht dramatisch von den vergangenen Jahren. Die Aktivitäten der Islamisten hätten daher nicht überraschen sollen.

Aschraf Ghani
Aschraf Ghani, Präsident von Afghanistan, spricht zu Medien. (Archivbild) - DPA

Gleichzeitig hätten die Taliban in den vergangenen Wochen vor allem auf «tief hängende Früchte» abgezielt. Das sind jene Bezirke, in denen sie bereits den Grossteil der Dörfer kontrollierten. «Die Taliban werden mit ziemlicher Sicherheit das aktuelle Tempo nicht halten können, auch wenn sie weiter militärisch erfolgreich sind.»

Kollaps der Sicherheitskräfte unwahrscheinlich

Einen Kollaps der Sicherheitskräfte sieht Watkins nicht bevorstehen. Ihre Kapitulationen und Rückzüge in den vergangenen Wochen hingen damit zusammen, dass viele Kräfte unter unhaltbaren Bedingungen zurückgelassen worden seien. Es gebe nicht viele Hinweise darauf, dass die Sicherheitskräfte grössere Posten verlassen würden, wo Nachschub und Luftunterstützung gesichert seien.

Die Taliban hätten sich mehreren Provinzhauptstädten weiter genähert. Ausserdem seien sie teils in diese auch vorgedrungen, aber auch das sei nichts Neues. Bisher hätten die Regierungskräfte dort dagegengehalten und die Einsätze der Taliban seien von kurzer Dauer gewesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Aschraf GhaniJoe BidenRegierung1. MaiNATOTaliban