Südkorea wählt neuen Präsidenten
Südkorea wählt nach schwerer Staatskrise einen neuen Präsidenten. Über 44 Millionen Bürger entscheiden über den Nachfolger von Ex-Präsident Yoon Suk Yeol.

Nach einer schweren Staatskrise wählen die Südkoreaner am Dienstag einen neuen Präsidenten. Etwas mehr als 44 Millionen Wahlberechtigte sind dazu aufgerufen, einen Nachfolger des konservativen Ex-Präsidenten Yoon Suk Yeol zu bestimmen, der im April des Amtes enthoben wurde und sich wegen Hochverrats vor Gericht verantworten muss.
Als aussichtsreichster Kandidat der vorgezogenen Neuwahl gilt der linke Oppositionsführer Lee Jae Myung (60), der in jüngsten Umfragen mit einem vergleichsweise deutlichen Abstand führt.
Dahinter liegt der konservative Kim Moon Soo (73) mit den zweithöchsten Zustimmungswerten.
Die Rolle des Präsidenten
Das zu den führenden Industrienationen zählende Südkorea ist politisch tief gespalten. Beide Kandidaten haben sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des ostasiatischen Landes, sowohl wirtschaftlich als auch innen- und aussenpolitisch.
Der Präsident verfügt über weitreichende Befugnisse. Er leitet nicht nur die Regierung, sondern ist auch Oberbefehlshaber des Militärs. Die Wahl dürfte massgebliche Auswirkungen auf die Beziehung Südkoreas zu China und den USA, aber auch zu Europa haben.
Die Wahllokale öffnen um 06.00 Uhr Ortszeit (Montag, 23.00 Uhr MEZ) und schliessen gegen 20.00 (13.00 MEZ). Wenig später wird die erste Hochrechnung erwartet, nach der möglicherweise schon ein Gewinner feststehen könnte.
Der Fall des Ex-Präsidenten
Ex-Präsident Yoon hatte am 3. Dezember im Zuge eines Haushaltsstreits völlig überraschend das Kriegsrecht ausgerufen. Der ehemalige Staatsanwalt hatte die radikale Massnahme unter anderem damit begründet, dass die linke Opposition angeblich von kommunistischen und staatsfeindlichen Kräften unterwandert sei. Beweise für diese Anschuldigungen legte er nicht vor.
Auch wenn das Kriegsrecht per Parlamentsabstimmung nach nur wenigen Stunden für ungültig erklärt wurde, fiel das Land in eine tiefe Staatskrise mit anhaltendem Machtvakuum.