Schweizer Hilfswerke halten ihre Missionen in Haiti aufrecht, ungeachtet der eskalierenden Gewalt und Instabilität.
Haiti
In Haiti herrscht grosse Gewalt. (Archivbild) - keystone

Die Schweizer Hilfswerke haben trotz des herrschenden Chaos Haiti nicht verlassen. Auch wenn die Hauptstadt Port-au-Prince seit mehreren Wochen der Gewalt kriminellen Banden ausgesetzt ist, geht ihre Arbeit anderswo praktisch normal weiter.

Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche (Heks) arbeitet mit rund 40 Angestellten in Haiti. Es evakuierte Länderdirektorin Marie-Jeanne Hautbois, die einzige Ausländerin, bereits am 19. Februar. Sie koordiniert ihre Teams aus dem Ausland.

Die eskalierende Gewalt suche insbesondere die Hauptstadt Port-au-Prince, dessen Vororte und den Stadtgürtel sowie andere Städte wie Gonaïves im Norden heim, sagte Hautbois der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie lebt aktuell in Frankreich.

Hilfsarbeit unter schwierigen Bedingungen

Das Heks sei im Departement Grand’Anse tätig, im äussersten Südwesten der geteilten Insel. Aktuell erweise sich die dezentrale Organisationsstruktur als Vorteil.

Hautbois zufolge ist es in einem grossen Teil Haitis relativ ruhig und das Leben verläuft fast reibungslos. Doch die Gebiete sind durch Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr, durch Engpässe in der Versorgung und die ständige Verteuerung von Grundnahrungsmitteln stark beeinträchtigt.

Das Hilfswerk Caritas hat seine Tätigkeiten in Port-au-Prince wegen der überhandnehmenden Gewalt ebenfalls eingestellt. Ein Team ist indessen weiterhin in Cayes im Süden des Landes vor Ort, wie es auf Anfrage mitteilte.

Helvetas verlegte als erste Massnahme das Büro aus der Hauptstadt nach Jacmel, wo die Lage nach Angaben einer Mediensprecherin noch ruhig ist. Die noch in Port-au-Prince tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden ihre Mobilität auf das Nötigste beschränken.

Projekte trotz Krisensituation

Für Helvetas sind gut dreissig Personen vor Ort. Der Büroleiter nimmt seine Funktionen aus dem Ausland wahr. Das Hilfswerk erhält seine Projekte in der Wasserversorgung und der Sanierung sowie die Beschäftigungsprogramme für Jugendliche aufrecht.

Die Fastenaktion (früher Fastenopfer) konzentriert ihre Tätigkeiten auf den Norden Haitis, wo die ländlichen Gebiete bis anhin von der Bandengewalt weitgehend verschont blieben, wie sie mitteilte. Die meisten der lokalen Partnerorganisationen würden wie gewöhnlich weiterarbeiten.

Aktuell begleitet die Fastenaktion die lokalen Projekte aus der Ferne mit einem lokalen Koordinator von Port-au-Prince aus. Nach Angaben einer Sprecherin ist dieser derzeit gezwungen, zu Hause zu bleiben und nicht ins Feld zu reisen.

Terre des Hommes Schweiz verlegte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Hauptstadt in sicherere Gebiete. Die bereits im Südosten des Landes aktiven Beschäftigten sind laut der Organisation nicht direkt von Sicherheitsrisiken betroffen.

Sicherheit für Hilfskräfte

Terre des Hommes Schweiz verfügt in Haiti über ein Team von sechs lokalen Mitarbeitern. Sie arbeiten mit Partnern in verschiedenen Schulen zusammen. Diese Kolleginnen und Kollegen verfügen über Satellitenkommunikation, um bei einem Netzausfall den Kontakt aufrechtzuerhalten, wie es bei der Organisation hiess.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) zog ihr Auslandspersonal des humanitären Büros Ende März aus Haiti ab. Sie evakuierte die Leute mithilfe Frankreichs nach Santo Domingo in der Dominikanischen Republik, mit welcher Haiti sich die Insel Hispaniola teilt.

Im April gab die Schweiz angesichts der schweren Krise in dem karibischen Staat Nothilfegelder von 1,4 Millionen Franken frei. Haiti wird von Bandengewalt und politischer Instabilität geplagt. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät seit Juni 2022 von Reisen in das Land ab.

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