Die Schweiz plant die Wiedereröffnung eines humanitären Büros in Kabul, was von der Uno begrüsst wird.
Kanni Wignaraja
Kanni Wignaraja, die Regionaldirektorin des UN-Entwicklungsprogramms für Afghanistan, hat die Wiedereröffnung eines humanitären Büros der Schweiz in Kabul begrüsst. - EPA/SAMIULLAH POPAL

Die für Afghanistan zuständige Regionaldirektorin beim Uno-Entwicklungsprogramm hat die Wiedereröffnung eines humanitären Büros der Schweiz in Kabul begrüsst. Die Präsenz vor Ort erleichtere unter anderem die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm, sagte Kanni Wignaraja.

Im Ausland müsse Lärm gemacht und die Lage in Afghanistan scharf kritisiert werden, forderte Wignaraja in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Sie ist Asien-Pazifik-Regionaldirektorin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP).

Gleichzeitig müsse man aber auch vor Ort präsent sein, sagte Wignaraja. Auf die Frage der Zeitung, inwiefern das konkret der Zivilbevölkerung helfe, gab sie ein Beispiel: Das UNDP unterstütze vor Ort 75'000 Kleinstunternehmen, die sich im Besitz von Frauen befänden, mit monatlich rund 100 Dollar. Diese Frauen würden weitere Personen anstellen und so tausende von Haushalten ernähren. «Die Leute brauchen Arbeit, nicht Almosen», sagte Wignaraja.

Schweizer Engagement auf lokaler Ebene

Der Bund will das vor drei Jahren geschlossene humanitäre Büro in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan, im Herbst wieder beziehen. Vier Mitglieder des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe werden für die Umsetzung, Begleitung und das Monitoring der von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanzierten Projekte im Land zuständig sein.

Die Uno-Vertreterin kritisierte im Interview die Schweiz aber auch. Dass der Nationalrat Zahlungen an das Uno-Palästinenserhilfswerk UNRWA stoppen will, könne sie nicht verstehen. «Die Entscheidung der Schweiz könnte enorme Konsequenzen haben», sagte sie. Das Hilfswerk sei der Fels in der Brandung und für die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen vor Ort zuständig. «Investitionen in die UNRWA und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen sind ein Muss», sagte Wignaraja.

Konsequenzen des Zahlungsstopps

Der Bundesrat hatte im Mai einen Beitrag von zehn Millionen Franken an die UNRWA für Nothilfe freigegeben. Er argumentierte im Nationalrat Anfang September ohne Erfolg, ein sofortiger Zahlungsstopp hätte für die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen gravierende Folgen. Der Ständerat wird über den Vorstoss noch beraten.

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