Mali erlebt eine Welle von Entführungen, die landesweite Proteste auslöst.
Soldaten
Soldaten im westafrikanischen Mali. (Archivbild) - AFP/Archiv

Im westafrikanischen Mali hat die Entführung von Dutzenden Menschen im Zentrum des Landes Proteste gegen die Militärregierung ausgelöst. Einwohner der Region Bandiagara, knapp 700 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako, forderten die Behörden dazu auf, die Sicherheitslage in den Griff zu bekommen, nachdem vergangene Woche wohl Dutzende Insassen zweier Busse auf der Strasse zwischen den Städten Bandiagara und Bankass entführt worden waren.

Daraufhin habe man tagelang die Strasse blockiert, «um die Aufmerksamkeit der Behörden auf die Sicherheitslage in der Ortschaft zu lenken, die sich immer weiter verschlechtert», sagte der Vorsitzende des Jugendrats von Bankass, Mamoutou Guindo. Zivilgesellschaftliche Gruppen prangerten in einer Erklärung die grosse Zahl von Terroranschlägen, Entführungen und Vertriebenen sowie «die Untätigkeit der Streit- und Sicherheitskräfte in der Region Bandiagara trotz der zunehmenden Stärke unserer tapferen Armeen» an.

Wie viele Menschen konkret am Dienstag entführt wurden, blieb unklar. Der Bürgermeister von Bankass sprach von zwei Bussen mit insgesamt Hunderten Insassen auf dieser Strasse entführt worden seien. Im nahegelegenen Dorf Gomosagou seien am Sonntag neun Menschen bei einem Angriff getötet worden. In der Region an der Grenze zu Burkina Faso leben knapp eine Million Menschen.

Islamistische Terrorgruppen in Mali

Im Norden und Zentrum Malis sind seit Jahren islamistische Terrorgruppen aktiv, die den Terrormilizen Al Kaida und IS die Treue geschworen haben. 2023 wurden nach Erhebungen der Konfliktdatenorganisation Acled mindestens 4320 Menschen getötet, davon knapp die Hälfte Zivilisten. Seit dem Putsch 2021 hat sich Mali von europäischen Partnern wie der Ex-Kolonialmacht Frankreich abgewandt und sich stattdessen mit russischen Söldnern verbündet.

Ende 2023 beendete die UN-Friedensmission Minusma, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, auf Druck der Militärregierung ihre Arbeit in dem Sahel-Staat mit 23 Millionen Einwohnern.

Die Militärjunta steht politisch unter Druck. Anfang April setzte sie die Arbeit politischer Parteien aus, nachdem Oppositionsparteien und zivilgesellschaftliche Verbände Wahlen gefordert und mit rechtlichen Schritten gedroht hatte.

Medien wurden aufgefordert, nicht länger über politische Aktivitäten zu berichten.

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