Proteste in Kolumbien: Präsident trifft Jugendliche zum Dialog
Der kolumbianische Präsident Iván Duque hat mehrere Dutzend Jugendliche zu einem Gespräch getroffen.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit Mittwoch vergangener Woche ist es in Kolumbien zu zahlreichen Protesten gekommen.
- Diese werden teilweise von Gewalt überschattet.
- Nun hat Präsident Duque mit mehreren Dutzend Jugendlichen gesprochen.
Nach tagelangen Protesten in Kolumbien hat der kolumbianische Präsident Iván Duque mehrere Dutzend Jugendliche zu einem Gespräch getroffen. «Wir hatten ein offenes, aufrichtiges Treffen mit mehr als 40 jungen Menschen», schrieb Duque auf Twitter am Sonntag. Auf den Tisch kamen demnach der laufende Streik, aber auch Vorschläge für Zugänge zu kostenloser Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten, dazu Sorgen wegen der massiven Polizeigewalt.
Seit Mittwoch vergangener Woche ist es in Kolumbien zu zahlreichen, teilweise von Gewalt überschatteten Protesten gekommen. Mindestens 26 Menschen sind nach den jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle während der Protesttage ums Leben gekommen, ein Dutzend unter ihnen demnach durch die Polizei. Fast alle Toten sind Jugendliche oder junge Erwachsene.

Am Sonntag drückte nach den Vereinten Nationen und der EU auch Papst Franziskus seine Besorgnis über die Spannungen und die gewaltsamen Zusammenstösse in Kolumbien aus. «Liebe Kolumbianer, lasst uns für eure Heimat beten!», schrieb er auf Twitter.
Suche nach einem Ausweg
Präsident Duque führt seit einigen Tagen Gespräche auf der Suche nach einem Ausweg. Vor den Jugendlichen hatte Duque mit Opposition und Gouverneuren gesprochen, ein Treffen mit dem Nationalen Streikkomitee steht noch aus. Auch nach den Demonstrationen 2019 startete Duque einen «nationalen Dialog», dieser lief jedoch ins Leere - was Experten auch diesmal befürchten.
Kolumbien ist nach Brasilien das zweitbevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete der USA in Südamerika. Mehr als 50 Jahre herrschte ein Bürgerkrieg, 220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben.
2016 schloss die kolumbianische Regierung einen Friedensvertrag mit der Farc-Guerilla, die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus, auch aus Deutschland, boomte. Doch der Frieden ist brüchig, die exzessive Polizeigewalt ein Rückschlag.