117 Fälle von Poliomyelitis wurden 2019 in Pakistan gemeldet. Die Krankheit ist fast überall sonst auf der Welt bereits ausgerottet.
Poliomyelitis
Ein medizinischer Mitarbeiter impft eine Schülerin gegen Poliomyelitis. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In 2019 wurden 117 Poliofälle in Pakistan gemeldet.
  • Die Krankheit bricht meist in Orten aus, die von militanten Islamisten gehalten werden.
  • Polio ist in allen Ländern ausser Pakistan und Afghanistan ausgerottet.

Die Zahl der Fälle von Poliomyelitis in Pakistan ist auf ihren höchsten Stand in fünf Jahren gestiegen. Im Jahr 2019 seien landesweit 117 Fälle von Kinderlähmung gemeldet worden. Dies teilte das nationale Programm zur Ausrottung der Krankheit am Dienstag mit.

In über 100 Fällen handelt es sich dabei Statistiken zufolge um Erkrankungen mit dem Wildtyp der Polioviren. Verbreitet hätten sich die Viren vor allem in der Gebirgsregion im Nordwesten nahe der Grenze zu Afghanistan. Diese wird seit Jahren von militanten Islamisten kontrolliert. Allein 83 Fälle von Poliomyelitis wurden 2019 von dort gemeldet.

Schuld an der Verbreitung von Polio in Pakistan sind unter anderem Impfboykotte und Angriffe auf medizinisches Personal.

Pakistan und Afghanistan sind die einzigen Länder mit Poliomyelitis

Kinderlähmung ist in den allermeisten Ländern der Welt ausgerottet. Pakistan und Afghanistan sind die einzigen Länder in welchen Erkrankungen mit dem Wildtyp der Polioviren gemeldet wurden. Und das in diesem sowie im Vorjahr. Dies liess die Global Polio Eradication Initiative verlauten.

Daneben gibt es in einigen Ländern vereinzelt auch Krankheitsfälle durch Polioviren, die bei einer Impfung übertragen wurden.

Poliomyelitis
Ein pakistanischer Gesundheitshelfer verabreicht einem Kind den Impfstoff gegen Poliomyelitis. - dpa

Die Fälle von Poliomyelitis in Pakistan hatten mit 306 zuletzt 2014 einen Höchststand erreicht. Das ist dasselbe Jahr, in dem die Offensive gegen die militant-islamistischen Taliban begann. Seitdem war die Zahl der Fälle rapide nach unten gegangen. 2015 wurden offiziellen Statistiken zufolge noch 54 gezählt, in den drei Folgejahren 20 oder weniger.

Islamisten stellen sich gegen Impfkampagne

Eine UN-finanzierte Impfkampagne für alle Kinder unter fünf Jahre trifft in dem überwiegend muslimisch bevölkerten Land auf den Widerstand. Dies von militanten Islamisten und Konservativen. Sie fürchten, mit dem Impfstoff sollten muslimische Kinder sterilisiert werden. Islamisten haben in Pakistan bereits Hunderte Mediziner sowie Polizeibeamte getötet, die sie zum Schutz begleitet hatten.

Zuvor hatte sich im vergangenen April Widerstand gegen eine Impfkampagne geregt. In einem Video, das häufig in den sozialen Medien geteilt worden war, wurde behauptet, Schulkinder seien nach der Impfung erkrankt.

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