Immer mehr Affen fallen der Belustigung von Social-Media-Nutzern zu Opfer. Tierschutzverbände schlagen Alarm.
Makaken-Nachwuchs in einem britischen Zoo. Videos von Makaken, die wie Menschenkinder dargestellt werden, sorgen bei Facebook, Instagram, TikTok und YouTube für viele Likes - doch für die Tiere ist das oft eine Tortur.
Makaken-Nachwuchs in einem britischen Zoo. Videos von Makaken, die wie Menschenkinder dargestellt werden, sorgen bei Facebook, Instagram, TikTok und YouTube für viele Likes - doch für die Tiere ist das oft eine Tortur. - Andrew Milligan/PA Wire/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 2800 Fälle von Missbrauch: Immer mehr Affen werden für Social Media gequält.
  • Das führt zu psychischen und physischen Schäden.
  • Tierschutzverbände schlagen Alarm.
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Videos von vermenschlichten Äffchen zählen zu den beliebtesten Inhalten in sozialen Netzwerken. Dafür müssen kleine Makaken oft furchtbar leiden – Drogen und sexueller Missbrauch inbegriffen.

Für die hilflosen Tiere sind die psychischen und physischen Schäden, die sie davontragen, oft enorm.

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Tierschützer weisen auf die problematischen Affen-Videos hin. - Instagram

Die Quälerei geht bis zum bewusst herbeigeführten Tod der Tiere. Alles vor laufender Kamera und zur Belustigung zahlreicher User. Das ergibt ein neuer Report der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC). Dem Verbund gehören 20 Tierschutzorganisationen an.

Schauen Sie sich Affen-Videos in den sozialen Medien an?

Mehr als 2800 Fälle von Missbrauch

Es handelt sich um den Bericht «Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content». Darin haben SMACC-Mitarbeiter zwischen September 2021 und März 2023 rund 1250 Fotos und Videos in sozialen Netzwerken untersucht. Vor allem auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube.

Die Tierschützer dokumentierten dabei mehr als 2800 Fälle von offensichtlichem Missbrauch. Im Durchschnitt wurde also jeder Inhalt mehr als zwei Missbrauchskategorien zugeordnet.

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Während das Netz lacht, erleiden die Äffchen oftmals einen Schaden fürs Leben. - Instagram

Am häufigsten wurden bewusster psychischer sowie körperlicher Missbrauch bis hin zu Folter nachgewiesen. Viele Makaken wurden offenbar schon im Alter von wenigen Tagen von ihren Müttern getrennt und als Haustiere verkauft. Manche wurden geschlagen, andere in viel zu enge Kleidung gesteckt und mit Gewalt daran gehindert, sich daraus zu befreien.

Auch Nahrungsentzug gehörte zur Missbrauchspalette. Besonders schockierend: In Dutzenden Fällen standen Baby-Makaken offenbar unter Einfluss von Drogen. Und wurden sexuell missbraucht oder – teils langsam und qualvoll – getötet.

affenbaby
affenbaby - Zoo Basel

«Wer sich Tieren verbunden fühlt, kann beim Betrachten dieser Videos und Fotos von Makaken in menschlicher Obhut nur geschockt sein. Umso mehr, da sie zu den beliebtesten Tier-Inhalten in den sozialen Netzwerken zählen.» Das sagte Wiebke Passe von der Welttierschutzgesellschaft, die dem Verbund als einzige deutsche Organisation angehört.

Sowohl die Netzwerke als auch die Gesetzgeber müssten diesem Tierleid dringend ein Ende setzen, forderte sie.

Vermeintliches Lächeln ist in Wahrheit Angst

Manche Zuschauer interpretierten Verhaltensweisen, Ausdrücke und Gesten der Primaten fälschlicherweise als Vergnügen, Glück oder Freude, heisst es in dem Bericht. Dabei sei das vermeintliche Lächeln oft eine Grimasse, mit der die Tiere ihre Angst ausdrückten.

Experten sind sich einig, dass die Haltung von Primaten als Haustiere von Natur aus grausam ist. Und eine Vielzahl von Problemen mit sich bringt.

Denn wie andere wilde Tiere behalten Makaken stets ihre natürlichen Instinkte. Und Bedürfnisse und können sich in menschlichen Haushalten nicht artgerecht entfalten.

Am häufigsten waren in den Videos Nördliche Schweinsaffen zu sehen, gefolgt von Langschwanzmakaken und Stumpfschwanzmakaken. Die Arten werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als «gefährdet» bis «stark gefährdet» eingestuft.

Makaken werden vor allem in Asien, aber auch im Rest der Welt häufig als Haustiere gehalten. Und das, obwohl dies fast überall illegal ist.

Ihre Beliebtheit als Social-Media-Content motiviere mehr Menschen, sich Makakenbabys zu besorgen. Und sie zum Erstellen weiterer Inhalte zu verwenden, warnten die Tierschützer.

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