Am Sonntag soll das israelische Kabinett über das militärische Vorgehen in Rafah abstimmen. Auch eine befristete Waffenruhe ist im Gespräch.
Palästinenser betrachten die Zerstörung nach einem israelischen Angriff auf Wohngebäude und eine Moschee in Rafah, Gazastreifen, Donnerstag, 22. Februar 2024. - keystone

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will trotz laufender Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg die Pläne für eine umstrittene Militäroffensive in der Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets zügig auf den Weg bringen. Er werde zu Wochenbeginn das Kabinett einberufen, um den Einsatzplan genehmigen zu lassen, teilte er am Samstagabend auf X, vormals Twitter, mit. Der Plan werde auch die Evakuierung der betroffenen Zivilbevölkerung einschliessen. Die Arbeitswoche beginnt in Israel am Sonntag.

Ein Vorrücken des israelischen Militärs nach Rafah, der am südlichsten gelegenen Stadt des Gazastreifens, gilt als höchst problematisch, weil sich dort inzwischen rund 1,5 Millionen Palästinenser aufhalten. Die meisten von ihnen sind vor dem Krieg aus anderen Teilen des abgeriegelten Küstengebiets geflohen. Sie hausen in Rafah unter elenden Umständen, zumeist in Zelten oder auf der Strasse. Ihre Evakuierung erscheint kaum durchführbar, weil die anderen Teile des Gazastreifens inzwischen zerstört sind oder nicht über die nötige Infrastruktur zur Beherbergung so vieler Menschen verfügen.

International wird die geplante Militäroffensive in Rafah heftig kritisiert – selbst Verbündete wie die USA rufen Israel zur Zurückhaltung auf.

Befristete Waffenruhe im Gespräch

Netanjahu ging in seinem Beitrag auch auf die laufenden Verhandlungen über eine befristete Waffenruhe im Krieg gegen die islamistische Hamas und eine Freilassung von Geiseln ein. Er habe deshalb am Freitag eine Delegation zu den indirekten Gesprächen nach Paris entsandt. Noch am Samstagabend wolle sich das Kabinett über die nächsten Schritte in diesem Verhandlungsprozess beraten, schrieb er. Israelische Vertreter hatten zuvor am Samstag erklärt, dass bis zu einer Einigung noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen sei.

Rund 130 Geiseln befinden sich noch in der Gewalt der Hamas, die am 7. Oktober zusammen mit anderen extremistischen Gruppen den Süden Israel überfallen, 1200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt hatte.

«Nur eine Kombination aus militärischem Druck und hart geführten Verhandlungen wird zur Freilassung unserer Geiseln, zur Eliminierung der Hamas und zur Verwirklichung aller Kriegsziele führen», schrieb Netanjahu weiter.

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