Ein Video zeigt einen Mann mit nacktem Oberkörper und einem Speer im Amazonas. Er gehört zum Volk der Awá, dem am stärksten bedrohten Stamm der Welt.
Die Aufnahmen zeigen bis dato unkontaktierte Angehörige der Awá-Indianer im brasilianischen Regenwald. - Twitter/@Survival
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Das Wichtigste in Kürze

  • Neue Filmaufnahmen zeigen Mitglieder des am stärksten vom Aussterben bedrohten Stammes.
  • Die Awá-Indianer leben im brasilianischen Regenwald, bedroht sind sie durch die Abholzung.
  • Illegale Holzfäller nehmen ihr geschütztes Land vermehrt mit Waffengewalt in Besitz.
  • Laut NGO's hat sich die Situation seit Amtsantritt von Jair Bolsonaro verschlimmert.

Es sind bemerkenswerte Nahaufnahmen, die einen bis dato unkontaktierten Stammesangehörigen der Awá-Indianer zeigen. Man sieht dabei, wie der Mann eine Machete begutachtet, die im Unterholz zurückgelassen wurde. Plötzlich schaut er direkt in die Kamera, wird misstrauisch und alarmiert einen anderen Jäger. Gemeinsam verschwinden sie im Amazonas.

Indianer Brasilien Unterholz Amazonas
Der Mann bemerkt plötzlich, dass er beobachtet wird. Sekunden später verschwindet er im Unterholz des brasilianischen Regenwaldes. - Twitter/@Survival

Die Aufnahmen wurden von einer indigenen Mediengruppe in Brasilien veröffentlicht. Ihr Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Awá und andere Stämme in dem Land massiv bedroht werden. Und zwar wegen der illegalen Rodung des Regenwaldes durch Holzfäller, Bergarbeiter und Drogenschmuggler.

Der Stamm der Awá lebt nämlich in Maranhão. Der Bundesstaat im Nordosten Brasiliens ist einer der am meisten von illegalen Rodungen betroffenen Gebiete des Regenwalds. Von der Nichtregierungsorganisation «Survival International» werden die Awá deshalb als der am stärksten vom Aussterben bedrohte Stamm der Welt beschrieben.

Nur noch rund 460 Stammesangehörige leben in dem betroffenen Gebiet. 80 von ihnen hatten laut dem «Guardian» noch nie Kontakt zur Zivilisation. Ihnen wurde ein 1200 Quadratkilometer grosses Gebiet zugesprochen.

Awá Indianer Brasilien
Solche Nahaufnahmen von Mitgliedern des Awá-Stammes gibt es kaum. Das Volk lebt weit ab der Zivilisation. - Twitter/Survival

Illegale Holzfäller und Rinderzüchter nehmen dieses Land jedoch vermehrt mit Waffengewalt in Besitz. Dabei schrecken auch nicht davor zurück, Stammesangehörige zu ermorden.

Viele Mitglieder der Awá-Gemeinde wurden deshalb gezwungen, den Amazonas zu verlassen. Einige blieben jedoch in selbst auferlegter Isolation zurück. Ihre Existenz wird stets wegen kommerziellen Interessen infrage gestellt. Das neue Filmmaterial soll nun beweisen, dass sie auf dem Territorium verblieben sind.

Stämme kämpfen um ihr Leben

Das Video wurde von einem Angehörigen der Guajajara während der Jagd aufgenommen. Die Guajajara, ein Nachbarstamm der Awá, versuchen einer der letzten intakten Waldabschnitte in Maranhão zu verteidigen.

Sie haben zu diesem Zweck ganze Netzwerke von Waldwächtern organisiert. Diese patrouillieren ihr Land, filmen Überfälle und versuchen Holzfäller zu vertreiben. Ähnliche Strategien werden auch von einem weiteren Maranhão-Stamm, den Ka'apor, angewandt.

Brasilien Stämme Rodung
Die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien bedroht mehrere indigene Stämme (Archiv). - dpa

Doch diese Bewachung ist nicht ungefährlich. Laut «Survival International» wurden schon mehrere Mitglieder der Gruppe «Guardians of the Amazon» ermordet. Koordinator Olimpio Guajajara hebt deshalb in dem Bericht der NGO, die Notwendigkeit einer längerfristigen Unterstützung hervor.

«Wir verteidigen die Rechte unseres Volkes, verteidigen die unkontaktierten Indianer und verteidigen die Natur für uns alle. Wir brauchen das Land, um für immer geschützt zu sein.»

Situation unter Bolsonaro verschärft

Das Video zu den Awá-Indianern wurde am Sonntagabend auf dem Sender TV Gobo ausgestrahlt. Gemeinsam mit Interviews von Awá-vertrauten Anthropologen. Das Material ist Teil einer bald erscheinenden Video-Dokumentation über den vom Aussterben bedrohten Stamm.

Die Dokumentarfilmerin Sonia Bridi sagte, der Stamm lebe in solcher Angst, dass sie Kinder beibringen würden, nicht zu weinen. Sodass niemand wisse, wo sie sich aufhalten würden. «Wie traurig, in ständiger Angst leben zu müssen», twitterte sie nach der Ausstrahlung der Dokumentation.

Abholzung Indigene Völker
Arariboia ist ein Stück Land der indigenen Völker. Es ist eine grüne Insel, die von einem abgeholzten Gebiet umschlossen ist. - Screenshot/Google Earth

Laut Indigenen Gruppierungen, hat sich die Situation unter Präsident Jair Bolsonaro verschärft. Die Verwaltung habe die Schutzgebiete für Agrarunternehmen und Bergleute erschlossen. Laut Survival International wurden die Holzfäller von der Regierung unterstützt, sodass ihre Lager nun am Rande des Awá-Landes stünden.

«Beweis dafür, dass die Awá existieren»

Der Präsident von «Survival International», Stephen Corry sagte: «Dieses Video ist ein weiterer Beweis dafür, dass die unkontaktierten Awá-Indianer wirklich existieren. Ein Blick auf ein Satellitenfoto zeigt, in welcher Gefahr sie sich befinden. Holzfäller haben bereits viele ihrer Verwandten getötet und andere aus dem Wald vertrieben.»

Er fügte hinzu: «Präsident Bolsonaro und seine Freunde in der Holzindustrie möchten nichts lieber, als dass diejenigen, die noch dort sind, eliminiert werden. Nur ein globaler Aufschrei steht zwischen ihnen und einem Völkermord!»

Jair Bolsonaro Holz Stämme
Die Situation der Awá-Indianer und anderen Stämmen hat sich laut indigenen Gruppierungen unter Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro verschärft. - AFP/Archiv
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