Sechs Wochen nach dem Putsch in Myanmar eskaliert die Militärgewalt immer mehr. Uno-Sondergesandte Christine Schraner Burgener zeigt sich bestürzt.
myanmar (birma)
Im Februar 2021 gab es einen Militärputsch in Myanmar (Birma). - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In Myanmar sind bei Massenprotesten seit dem Putsch der Militärjunta Anfang Februar nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 138 Demonstranten getötet worden.

Am Wochenende hat die Brutalität der Junta in Myanmar einen neuen Höhepunkt erreicht. Es gibt Dutzende Tote und Verletzte. Die Lage wird immer unübersichtlicher. Weil das Militär das Internet sperren liess, muss ein Gerichtstermin von Aung San Suu Kyi ausfallen.

In sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos von blutüberströmten Leichen sorgten international für Erschütterung. Allein am Sonntag sollen Polizisten und Soldaten in dem südostasiatischen Land Dutzende Menschen erschossen haben.

Es war somit der bislang blutigste Tag seit dem Umsturz. Das Nachrichtenportal Myanmar Now berichtete von 59 Toten und 129 Verletzten allein in der ehemaligen Hauptstadt Yangon.

Demonstranten gehen trotzdem weiter auf die Strassen

Trotz des brutalen Durchgreifens der Einsatzkräfte gingen auch am Montag wieder landesweit Tausende Menschen auf die Strassen. Die Zeitung «The Irrawaddy» berichtete, dass dabei in Myingyan und in Mandalay im Norden mindestens vier Demonstranten erschossen wurden. In Yangon im Süden wurden mindestens zwei getötet.

In Teilen der Millionenstadt verhängte das Militär das Kriegsrecht, so das staatliche Fernsehen. Damit werden diese Viertel nun komplett von der Armee verwaltet, die dort Menschen etwa vor ein Kriegsgericht stellen kann.

Vereinte Nationen
Demonstranten halten Transparente hoch, während sie gegen den Militärputsch in Myanmar protestieren. - dpa

Vorausgegangen waren Brandanschläge auf mehrere chinesische Textilfabriken in Yangon. Zahlreiche chinesische Arbeiter seien dabei am Sonntag verletzt worden, teilte die chinesische Botschaft auf Facebook mit.

Im früheren Birma hatte sich das Militär am 1. Februar an die Macht geputscht. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung der Regierung Suu Kyis.

Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. Sie sitzt im Hausarrest und muss sich wegen verschiedener Vorwürfe vor Gericht verantworten.

Vereinte Nationen: Sondergesandte fordert internationale Solidarität

Die UN-Sondergesandte für Myanmar, Christine Schraner Burgener, zeigte sich bestürzt über die Tötung von immer mehr Demonstranten. Sie forderte internationale Solidarität mit ihnen.

Vereinte Nationen
Die Uno-Sondergesandte für Myanmar, Christine Schraner Burgener hat sich bestürzt über die Lage im Land geäussert. (Archivbild). - Keystone

Sie habe persönlich von Kontakten in Myanmar «herzzerreissende Berichte über Morde, Misshandlungen von Demonstranten und Folterungen von Gefangenen» gehört. Zahlreiche Fotos in sozialen Netzwerken zeigten trauernde und verzweifelte Bürger, die sich über die Leichen ihrer Angehörigen beugen.

Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, schrieb auf Twitter: «Junta-Führer gehören nicht an die Macht, sie gehören hinter Gitter.» Die Generäle müssten von Finanzmitteln und dem Zugriff auf Waffen abgeschnitten werden. «Ich appelliere an die UN-Mitgliedstaaten, meinem Aufruf zum Handeln zu folgen», so Andrews.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

UNOAung San Suu KyiInternetSchweizer ArmeeFacebookRegierungGerichtTwitterMenschenrechte