Über eine halbe Million Menschen durch Kämpfe in Syrien vertrieben
Durch eine Militäroffensive im Nordwesten Syriens sind nach UN-Angaben mehr als eine halbe Million Menschen in die Flucht getrieben worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Streitkräfte der syrischen Regierung rückten in die Provinz Idlib vor.
- Diese wird von Rebellen gehalten.
- Wegen dem Vormarsch wurden über eine halbe Million Menschen vertrieben.
Immer dramatischer wird die Lage in der syrischen Provinz Idlib. Mehr als eine halbe Millionen Menschen wurden vertrieben. Der türkische Präsident Erdogan warnt die syrische Regierung vor Folgen.
Hintergrund ist ein Vormarsch der Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in der von Rebellen gehaltenen Provinz Idlib. «Seit dem 1. Dezember sind rund 520'000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden», teilte der Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha, David Swanson, mit. 80 Prozent der Geflüchteten seien Frauen und Kinder.
Fast neun Jahre Bürgerkrieg
Idlib ist nach fast neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien das letzte grosse Rebellengebiet. Russland und der Iran sind Unterstützer der syrischen Regierung, die Türkei ist Unterstützer der Rebellen.

Idlib wurde 2017 zu einer sogenannten Deeskalationszone erklärt. Kontrolliert wird das Gebiet von der Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahesteht. In der Region leben nach Schätzungen rund drei Millionen Menschen.
Zuletzt hatten die syrische Armee und Russland ihre Angriffe auf die Region verstärkt und grössere Geländegewinne für sich verbucht. Sie setzten auch am Dienstag ihre Offensive in Richtung der Provinzhauptstadt Idlib weiter fort. Es habe schwere Luftangriffe und Artilleriebeschuss in den Vororten von Idlib und rund um den wenige Kilometer entfernten Ort Sarakib gegeben, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Eskalierte Spannungen
Am Montag waren die Spannungen zwischen türkischem und syrischem Militär in der Provinz Idlib zeitweise eskaliert. Nach offiziellen Angaben wurden sieben türkische Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter des Militärs durch syrischen Beschuss getötet. Die Türkei startete darauf einen Vergeltungsangriff, bei dem mehrere syrische Soldaten ums Leben kamen.

Erdogan sagte vor Journalisten auf einem Rückflug von der Ukraine am Dienstag, der Angriff auf die türkischen Soldaten sei ein Verstoss gegen mit Russland getroffene Vereinbarungen für die Region. Das werde «Folgen» für die syrische Regierung haben, sagte er. An die Adresse Russlands, dem Verbündeten der Regierung in Damaskus, richtete er dagegen beschwichtigende Worte und sagte: «Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht notwendig, in einen Kampf oder ernsthaften Zwiespalt mit Russland zu treten.»