Als der Krieg ausbricht, werden sie von ihren Arbeitgebern zurückgelassen. Ausländische Hausangestellte kämpfen ums Überleben.
Nahostkonflikt  - Tyrus
Israel greift weiter die Hisbollah im Libanon an. Mohammad Zaatari/AP - dpa

Zahlreiche ausländische Hausangestellte sitzen infolge der israelischen Angriffe im Libanon fest. «Die meisten von ihnen haben ihre Pässe nicht bei sich und wurden von ihren Arbeitgebern auf der Flucht zurückgelassen», berichtet Helferin Lea Ghurajeb. Zusammen mit anderen Freiwilligen kümmert sie sich in der Hauptstadt Beirut in einer zur Notunterkunft umfunktionierten Lagerhalle um rund 200 vertriebene Migrantinnen. «Viele von ihnen wollen das Land verlassen, aber sie haben kein Geld, um auszureisen», sagt Ghurajeb.

«Ich bin vor drei Wochen aus Tyrus im Süden hierher geflohen», sagt Patricia, die aus dem westafrikanischen Sierra Leone stammt. Nach einem Angriff des israelischen Militärs auf ein Gebäude in der Nähe des Hauses ihrer Arbeitgeberin sei sie geflohen. «Ich konnte niemanden finden, der mich mitnehmen kann», schildert sie. Sie habe schliesslich in einem Krankenwagen in einen südlichen Vorort von Beirut fliehen können. Nach israelischen Luftangriffen dort floh sie erneut – bis sie schliesslich in der Lagerhalle landete. «Ich möchte so schnell wie möglich nach Hause, ich habe solche Angst», sagt sie.

Tausende Betroffene Migranten

Nach Angaben der UN-Organisation für Migration (IOM) sollen ca. 17.500 Migrantinnen und Migranten wegen des Kriegs zwischen der proiranischen Hisbollah und dem israelischen Militär im Libanon vertrieben worden sein. «Viele von ihnen wurden von ihren Arbeitgebern im Stich gelassen», hiess es in einem Post der Organisation auf der Plattform X.

Aufgrund des Kriegs mit Israel sind im Libanon, einem Land mit rund sechs Millionen Einwohnern, inzwischen schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen auf der Flucht. Bei den ausländischen Hausangestellten geht es nur um Tausende – aber ihre Lage ist oft besonders prekär, weil sie meist keine Familie im Libanon haben, die Sprache nur teils sprechen und manchmal weder Pässe noch ausreichend Geld haben.

Eine weitere Vertriebene aus Sierra Leone in der Unterkunft schildert: «Ich bin geflohen, bevor die massiven Angriffe begonnen haben. Ich habe meinen Pass nicht bei mir. Ich probiere, irgendwie Arbeit zu finden, um nach Hause zu kommen.»

Arbeitnehmer behalten Pässe ein

Ausländische Hausangestellte werden im Libanon von wohlhabenden Familien im Rahmen des umstrittenen Kafala-Systems angestellt. Es bindet die Migranten an ihren einheimischen Sponsor. Menschenrechtler kritisieren das System als Sklaverei. Viele der Arbeitgeber behalten die Pässe ihrer Angestellten ein. Es gibt immer wieder Berichte über Misshandlungen der Angestellten.

Viele der vertriebenen Migranten haben nach UN-Angaben auch keine Arbeitsgenehmigung und sind illegal im Land. Sie trauen sich aufgrund ihrer fehlenden Papiere bisweilen nicht, Hilfe zu suchen.

Und selbst wer ausreisen will und die nötigen Mittel dafür hat, stösst auf Schwierigkeiten. Wegen des Kriegs fliegt derzeit nur noch die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines den einzigen internationalen Flughafen an. Preise für Flugtickets, um das Land von Beirut aus zu verlassen, sind zudem oft deutlich teurer als vor dem Krieg.

Der aktuelle Krieg zwischen Israel und der Hisbollah begann am 8. Oktober vergangenen Jahres mit Raketenangriffen der Schiitenmiliz zur Unterstützung der Hamas, die mit dem Terrorangriff auf Israel am Tag zuvor den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. Seit Mitte September hat das israelische Militär seine Angriffe deutlich verstärkt und zudem eine Bodenoffensive im Südlibanon begonnen. Auf beiden Seiten gab es Tote, die meisten davon im Libanon.

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