Am Dienstag wurde Gustavo Petro als neuer Präsident von Kolumbien vereidigt. Der Linke und ehemalige Guerilla-Kämpfer läutet eine Zeitwende ein.
Gustavo Petro Kolumbien
Gustavo Petro nach seiner Vereidigung - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab sofort regiert in Kolumbien die erste Linksregierung in 200 Jahren.
  • Den Eid hat der ehemalige Guerillakämpfer Gustavo Petro abegelegt.
  • Friedensverhandlungen, grüne Wirtschaft und Armutsbekämpfung stehen auf seiner Agenda.

Am Sonntag wurde Gustavo Petro als neuer Präsident Kolumbiens vereidigt. Auf der Plaza Bolívar im Zentrum der Hauptstadt Bogotá fand die feierliche Zeremonie statt.

Der 62-Jährige sagte am Sonntag: «Mehr Teilhabe und mehr Demokratie ist das, was ich der kolumbianischen Gesellschaft vorschlage.» So wolle er «der Gewalt in unserem Land ein Ende zu setzen.»

Mehrere Kollegen wie Chiles Präsident Gabriel Boric und der argentinische Staatschef Alberto Fernánde waren anwesend. Auch der bolivianische Präsident Luis Arce und Spaniens König Felipe VI. nahmen an der Feier teil.

Gustavo Petro
Gustavo Petro ist der neue Präsident Kolumbiens. - AFP/Archiv

Die ausscheidende konservative Regierung verweigerte im letzten Moment die Herausgabe des Schwerts von Nationalheld Simón Bolívar. Auch Skulptur der «Friedenstaube» des Künstlers Fernando Botero wollten sie nicht herausgeben. Sie sollten die bei der Amtseinführung des Präsidenten gezeigt werden. Direkt nach seinem Amtseid liess Gustavo Petro das Schwert zu der Zeremonie bringen.

Gustavo Petro will Beziehungen zu Venezuela normalisieren

«Das Schwert sollte nie wieder vergraben, nie wieder zurückgehalten werden», sagte Petro. «Es sollte nur dann in die Scheide gesteckt werden, wie sein Besitzer, sagte, wenn es in diesem Land Gerechtigkeit gibt. Möge es dem Volk gehören.»

Gustavo Petro gehörte in den 1980er Jahren zur Rebellenorganisation M-19. Sie hatte das Schwert einst gestohlen und nach ihrer Demobilisierung schliesslich zurückgegeben.

Petro hatte sich in der Stichwahl am 19. Juni gegen den populistischen Immobilien-Unternehmer Rodolfo Hernández durchgesetzt. Mit seiner Vizepräsidentin Francia Márquez rückt erstmals eine schwarze Frau an die Staatsspitze.

Kolumbien
Präsident Gustavo Petro spricht nach seiner Vereidigung in Kolumbien. - Fernando Vergara/AP/dpa

Petro will die Beziehungen zu Venezuela normalisieren und die Grenzen zu dem Nachbarland wieder öffnen. Zudem will er den vor sechs Jahren geschlossenen Friedensvertrag mit der Guerillaorganisation Farc konsequent umsetzen.

Auch will er mit den anderen bewaffneten Gruppen des Landes Gespräche aufnehmen. «Damit Frieden in Kolumbien möglich ist, brauchen wir den Dialog (...)». Das sagte er in seiner Antrittsrede.

Petro will anderer Umgang im Krieg gegen Drogen in Kolumbien

Im Kampf gegen die Drogenkriminalität will Petro auch andere Wege einschlagen. Bislang war Kolumbien im so genannten Krieg gegen die Drogen der engste Verbündete der USA in Südamerika. Das Land erhielt Millionen US-Dollar für Polizei und Militär. «Der Krieg gegen die Drogen hat die Staaten dazu gebracht, Verbrechen zu begehen», sagte er nun.

«Wollen wir warten, bis eine weitere Million Lateinamerikaner ermordet werden und jedes Jahr 200'000 Menschen in den Vereinigten Staaten sterben? Oder tauschen wir Misserfolg gegen Erfolg, damit Kolumbien und Lateinamerika in Frieden leben können?»

Kolumbien
Gustavo Petro (M), Präsidentschaftskandidat der Koalition des Historischen Paktes, winkt am Wahlabend in Bogota seinen Anhängern. - Fernando Vergara/AP/dpa

Zudem kündigte der Ex-Guerillero an, die Ausbeutung der Rohstoffvorkommen zu bremsen. Das könnte auch Folgen für Deutschland haben. Wegen der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs will das Land künftig mehr Kohle aus Kolumbien importieren.

Die Herausforderungen für den neuen Staatschef sind gross: Kolumbien ringt mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, grosser sozialer Ungerechtigkeit und weit verbreiteter Gewalt. Von der bisherigen konservativen Regierung von Präsident Iván Duque wurde das Friedensabkommen mit den Farc nur halbherzig umgesetzt. Viele Ex-Kämpfer sind deshalb wieder in den Untergrund gegangen und haben sich kriminellen Banden angeschlossen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungGewaltDollarDrogenCoronavirusKriegFarc