In Kenia werden immer mehr Leichen gefunden. Mittlerweile sind es über 100. Die meisten sind Kinder. Sie haben sich für ihren Sekten-Prediger zu Tode gehungert.
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In Kenia werden unweit der Küstenstadt Malindi immer mehr Leichen gefunden. Mittlerweile sind es 109 Tote, die meisten von ihnen Kinder. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Kenia wurden in Massengräbern mittlerweile 109 Tote geborgen.
  • Die Anhänger des Predigers Paul Mackenzie haben sich zu Tode gehungert.
  • Den Religionswissenschaftler Stephen Akaranga erinnert dies an «satanische Sekten».

Massengräber in einem Waldstück unweit der Küstenstadt Malindi halten Kenia in Atem. Die Todeszahlen steigen immer weiter. 109 Opfer waren es nach Angaben des kenianischen Innenministers Kithure Kindiki am Freitag.

Alle von ihnen waren Anhänger der «Good News International Church» und ihrem Anführer Paul Mackenzie. Viele der Toten sind Kinder.

Prediger Mackenzie fiel Medienberichten zufolge in Vergangenheit bereits mit radikalen Ansichten auf und stand mehrfach vor Gericht. Gemäss dem «Spiegel» verteufelte er Bildung oder Impfungen als Sünde und führte Exorzierungen durch.

Mackenzie sitzt seit Mitte April in U-Haft. Am Donnerstag wurde zudem ein weiterer Pastor der Kirche verhaftet. Gemäss Polizeidokumenten, die «Reuters» vorliegen, wird gegen ihn wegen Mordes, Beihilfe zum Selbstmord, Entführung und Kindesmisshandlung ermittelt. Innenminister Kindiki bezeichnete die Verantwortlichen hinter den Todesfällen als Terroristen.

Religionswissenschaftler: «Erinnert an satanische Sekten»

Der kenianische Religionswissenschaftler Stephen Akaranga spricht in einem «Spiegel»-Interview von «einer Art Todeskult» um Mackenzie. Dieser erinnere an «satanische Sekten». «Dieser Vorfall sollte nicht nur in Kenia, sondern der ganzen Welt zu denken geben», hält Akaranga fest.

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In Kenia werden in Massengräbern nahe der Küstenstadt Malindi immer mehr Leichen gefunden.
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Dem Innenminister zufolge sind es mittlerweile 109 Tote, die meisten von ihnen Kinder.
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Sie hatten sich auf Geheiss des Sekten-Anführers Paul Mackenzie zu Tode gehungert.
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Den kenianischen Religionswissenschaftler Stephen Akaranga erinnert dies an «satanische Sekten». Der Vorfall solle in der ganzen Welt zu denken geben.

Derartige Radikalisierung gäbe es nicht nur in Kenia. «Wir sehen ähnliche Dinge in Uganda, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo», so Akaranga. Sie würden darauf hoffen, mit Sekten schnell Geld zu machen.

Mackenzie habe vor allem Frauen angeworben und sie dazu gebracht, ihr Hab und Gut zu verkaufen. Die Geistlichen haben sich ihre Methoden – Predigten «mit viel Tamtam» und Wunderheilungen – laut Akaranga von TV-Predigern abgeschaut.

Diese seien in den 80er- und 90er-Jahren, besonders aus den USA und Kanada, ins Land geströmt. «Irgendwann haben smarte Kenianer dann angefangen, ihre Tricks zu kopieren, mit grossem Erfolg, sie haben das perfektioniert. Es funktioniert bis heute.»

Akaranga fordert, dass die Regierung mehr gegen Prediger wie Mackenzie unternimmt. Der Innenminister will das Waldstück nun aus der Luft nach weiteren Gräbern absuchen lassen. Die ersten Leichen sollen laut «Reuters» ab Montag obduziert werden.

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