Im Westen Kameruns sorgt eine Unabhängigkeitsbewegung der englischsprachigen Minderheit für Unruhen. Der erneut vereidigte Staatschef versprach Verbesserungen.
Paul Biya Kamerun
Paul Biya, Präsident der zentralafrikanischen Republik Kamerun. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Paul Biya herrscht seit 36 Jahren in Kamerun als Staatschef.
  • Er wurde heute Dienstag für seine siebte Amtszeit vereidigt.

Vor dem Hintergrund gewaltsamer innenpolitischer Spannungen ist Kameruns Präsident Paul Biya heute Dienstag für seine siebte Amtszeit vereidigt worden. Der seit 36 Jahren herrschende Staatschef versprach in seiner Vereidigungsrede in Jaunde Verbesserungen für die englischsprachige Minderheit im Westen des Vielvölkerstaats.

Eine erstarkende Unabhängigkeitsbewegung sorft dort für Unruhe. Es herrsche «Frustration» unter einer «grossen Mehrheit unserer Landsleute», räumte der 85 Jahre alte Biya ein.

Der Konflikt in West-Kamerun war erst am Vortag in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit gerückt, als mutmassliche Unabhängigkeitsbefürworter dort 79 Schüler verschleppten. Viele Angehörige der englischsprachigen Minderheit fühlen sich im mehrheitlich frankophonen Kamerun benachteiligt. Rebellen riefen dort im vergangenen Jahr einen eigenen Staat «Ambazonia» aus.

Sorgen und Nöten mehr Beachtung schenken

Biya sagte der anglophonen Region nun mehr Eigenständigkeit zu. Der Prozess der Dezentralisierung solle «beschleunigt» werden, sagte er nach seiner Vereidigung. Er selbst wolle den Sorgen und Nöten der Menschen dort mehr Beachtung schenken. Auf die Forderungen der Menschen dort werde seine Regierung mit einer «guten Zahl von Antworten» eingehen.

Biya liess dabei allerdings nicht erkennen, dass seine Regierung ihre harte Linie gegen die Unabhängigkeitsbefürworter abschwächen könnte. Der Präsident bezeichnete sie als «Extremisten» und «Kriegsunternehmer», die «Schrecken und Verzweiflung» verbreiteten. Biya rief sie auf, ihre Waffen niederzulegen.

Bisher kein Dialog

Die kamerunische Regierung lehnt bislang jeden Dialog mit den Unabhängigkeitsbefürwortern ab. Die Streitkräfte gehen seit Ende vergangenen Jahres verstärkt gegen sie vor. Mehr als 300'000 Zivilisten flohen deshalb.

Biya hatte sich bei einer Wahl im Oktober im Präsidentenamt bestätigen lassen. Offiziellen Angaben zufolge erhielt er 71 Prozent der Stimmen. Die Opposition sprach von Wahlbetrug und reklamierte den Sieg für sich.

Folge der Kolonialzeit

Rund ein Fünftel von Kameruns 22 Millionen Einwohnern gehören der englischsprachigen Minderheit an. Die sprachliche Spaltung ist eine Folge der Kolonialzeit: Die deutsche Kolonie Kamerun war nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Grossbritannien und Frankreich aufgeteilt worden.

Nach der Unabhängigkeit Anfang der 60er Jahre kehrte ein Teil der von Grossbritannien verwalteten Gebiete zum französischsprachigen Gesamtstaat Kamerun zurück. Der andere Teil schloss sich dem anglophonen Nachbarland Nigeria an.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Paul Biya