Jugendproteste in Madagaskar: Neuer Ministerpräsident ernannt
Präsident Rajoelina hat in Madagaskar General Zafisambo zum neuen Ministerpräsidenten ernannt, um die anhaltenden Jugendproteste zu beenden.

In der Hoffnung, gewaltsamen Jugendprotesten in Madagaskar ein Ende zu setzen, hat Präsident Andry Rajoelina einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. General Ruhphin Fortunat Zafisambo solle ein neues Kabinett aufstellen und damit das Vertrauen in die Regierung wiederherstellen, sagte Rajoelina in einer Fernsehansprache.
Der Präsident hatte vergangene Woche als Antwort auf die anhaltenden Proteste seine Regierung entlassen. Die Ernennung Zafisambos ist jedoch kaum ein Zeichen für einen politischen Neustart.
Der General fungierte bislang als militärischer Kabinettschef und war damit Teil des engsten Kreises des vergangene Woche entlassenen Premiers Christian Ntsay. In seiner Ansprache betonte Rajoelina mehrfach, es sei die Priorität seiner Regierung, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.
Jugend fordert Rücktritt des Präsidenten
Seit knapp zwei Wochen protestieren zehntausende junge Menschen der Generation «Gen Z» in dem südostafrikanischen Inselstaat gegen Strom- und Wasserausfälle, Mängel im Bildungssystem, hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut. Sie fordern nicht nur eine neue Regierung, sondern auch den Rücktritt des Präsidenten selbst.
Zur «Gen Z» gehören Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Als Vorbild der Demonstranten dient unter anderem Nepal, wo Anfang September nach Protesten und schweren Unruhen der Regierungschef zurückgetreten war.
Madagassische Sicherheitskräfte setzten immer wieder Tränengas, Blendgranaten, Gummigeschosse und Platzpatronen ein, um die Massen auseinanderzutreiben.
Armut in Madagaskar steigt
Dabei kam es auch zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei sowie zu Plünderungen. Nach UN-Angaben wurden mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Die Regierung wies die Zahlen zurück.
Madagaskar mit rund 32 Millionen Einwohnern liegt vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean. Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in Armut. Seit Amtsantritt von Präsident Rajoelina 2019 ist die Armut gestiegen.
Die Versorgung mit Strom und Trinkwasser hat sich verschlechtert. Trotz eines Oppositionsboykotts und niedergeschlagener Proteste war Rajoelina 2023 wiedergewählt worden.