Jean-Jacques Sempé ist in den 1960er Jahren als Schöpfer des «kleinen Nick» berühmt geworden. Nun ist der Franzose im Alter von 89 Jahren verstorben.
Jean-Jacques Sempé
Jean-Jacques Sempé, Illustrator der weltberühmten Kinderbuchreihe «Der kleine Nick», am 19. Oktober 2011. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jean-Jacques Sempé ist im Alter von 89 Jahren verstorben.
  • Der Franzose erlangte mit dem Kinderbuch «Der kleine Nick» internationale Bekanntheit.

Egal ob in der Schule, zu Hause oder auf dem Spielplatz: Der kleine Nick ist allzeit für Streiche bereit. Jean-Jacques Sempé hat zahlreiche Geschichten des frechen Bengels illustriert, die sich millionenfach verkauft haben.

Nun ist der Autor der weltberühmten Kinderbuchreihe im Alter von 89 Jahren verstorben. Am 17. August wäre Sempé 90 Jahre alt geworden.

Der Nachwelt hinterlässt Jean-Jacques Sempé über 40 Bildbände, darunter sein grösster Erfolg «Der kleine Nick». Die Serie, im Original «Le Petit Nicolas», ist zusammen mit dem 1977 gestorbenen Texter René Goscinny, Autor der Asterix-Hefte, entstanden.

Sempé beschreibt eine Kindheit, die er sich stets erträumt hat. Die ersten Abenteuer wurden 1956 in Comic-Form in einer belgischen Zeitschrift veröffentlicht. Dies, bevor sie 1959 in der Regionalzeitung «Sud-Ouest» abgedruckt wurden.

Jean-Jacques Sempe
Der französische Zeichner und Karikaturist Jean-Jacques Sempé wäre am 17.08.2022 90 Jahre alt geworden. - dpa

Jean-Jacques Sempé: Der unvollkommene Mensch als Subjekt

Mitte der 60er Jahre beschloss Goscinny, den verrückten Einfällen des Dreikäsehochs ein Ende zu setzen. Seitdem wurde der Kinderbuch-Klassiker regelmässig neu aufgelegt, als Comic oder als Bücher seiner gesammelten Abenteuer. Im Jahr 2009 kamen die Abenteuer erstmals auf die Leinwand.

Sempé hat Geschichten über den Menschen in seiner Unvollkommenheit gezeichnet: das winzige Individuum in einer monströsen Umwelt oder den Bildungsbürger mit seinen Spleens. Mit liebevoll-ironischem Strich war er dem kauzigen bis schrulligen Charme der Bourgeoisie auf der Spur, ebenso wie dem kleinen Mann.

Der Künstler wurde am 17. August 1932 bei Bordeaux geboren. Seine ersten Zeichnungen veröffentlichte er bereits 1950. Zunächst noch unter dem Pseudonym DRO in Anspielung auf das englische Verb «to draw» (zeichnen).

Wenige Jahre später entwarf er Cartoons für Zeitschriften wie «Paris Match», «Marie Claire», «L’Express» und «The New Yorker». Neben dem Welterfolg «Der kleine Nick» und «Die Geschichte von Herrn Sommer» von Patrick Süskind hat er eigene Bücher publiziert.

Jean-Jacques Sempé
Jean-Jacques Sempé im Jahr 2009. - AFP/Archiv

Wie er in dem Bilderbuch «Kindheiten» erzählt, war seine eigene Kindheit und Jugend als Sohn eines Lebensmittelhändlers eher bedrückend. Ständig Geldprobleme und streitende Eltern.

Er hatte Ärger in der Schule und flog später bei einem Weinhändler aus der Lehre. Mit zwölf begann er zu zeichnen, und dank seines Talents erhielt er als 19-Jähriger einen Nachwuchspreis. Er habe nichts anderes Vernünftiges machen können, erklärte er später. Sein heimlicher Traum war es gewesen, Jazz-Musiker zu werden - so wie sein Idol Duke Ellington.

Jean-Jacques Sempé: Genauer Beobachter

In seinen Geschichten analysierte und ordnete er die Welt und die Menschen. Dabei nahm er sich selbst nie aus. «Ich zeichne meine eigenen Schwächen», sagte der Künstler einmal.

Leute in lächerlichen Situationen zu zeigen, mache ihm keinen Spass, erklärte er einst. Er bevorzuge, Menschen darzustellen, für die er eher Sympathie als Antipathie empfinde.

Nie ging es bei ihm um vordergründige Ironie oder doppeldeutigen Witz. Sondern um die Genauigkeit der Beobachtung, die den Reiz seiner Geschichten ausmacht. Dies gleich, ob es sich dabei um den Musiker auf dem Bahnsteig oder den gelangweilten Bootsbesitzer in Saint-Tropez handelt. Der scheue Zeichenkünstler hat mehr als 60 Jahre lang die Menschen beobachtet und über das Leben philosophiert.

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