Neuseeland und seine Premierministerin Jacinda Ardern gerieten durch einen terroristischen Akt in den Fokus. Was macht die Frau so besonders?
Jacinda Ardern Flüchtlingscenter Neuseeland
Jacinda Ardern (M), Premierministerin von Neuseeland, spricht mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaft. - DPA
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die ganze Welt blickt nach Neuseeland.
  • Die Premierministerin macht einiges unkonventionell, wird dafür aber gelobt.

Vergangene Woche stürmte ein rechtsextremer Australier in Neuseeland zwei Moscheen. Die Terrorbilanz: 50 Muslime erschoss der Täter. 30 befinden sich noch im Spital. Nach der Tat rückte schnell die Premierministerin Neuseelands, Jacinda Ardern, ins Zentrum.

Mit einem Kopftuch als Zeichen der Solidarität besuchte sie eine muslimische Gemeinde in Neuseeland. Knapp 24 Stunden nach dem Terrorakt fand sie sich dort ein. Ohne die Presse zu informieren, dafür aber mit Koalitionspartner und der Opposition.

Statt sich nach dem Terror zu profilieren, wählte sie einen dezenten Ansatz. Ardern verkündete auch, den Namen des Attentäters nicht zu verwenden. Sie wolle ihm nicht den Wunsch nach Berühmtheit erfüllen.

Kind im Amt

Auch sonst ist die 38-Jährige, die seit 2017 das Amt bekleidet, eher unkonventionell. Als zweite Premierministerin überhaupt bekam sie 2018 ein Kind – im Amt. Für sechs Wochen verschwand sie von der politischen Bühne. Dann war sie zurück, ihr Mann kümmerte sich fortan um die Tochter.

Jacinda Ardern
Jacinda Ardern mit ihrer Tochter und ihrem Mann. - Keystone

Im Zuge des Anschlags kündete Jacinda Ardern, Mitglied der linken Labour Partei, ein schärferes Waffenrecht an. Der Attentäter hatte seine Waffe ganz legal erworben. Auch die rechts-populistische Partei und Koalitionspartner New Zealand First unterstützt den Plan. Bis anhin hatte sich die Partei stets gegen solche Vorhaben gewehrt.

Jacinda Ardern hat auch Kritiker

Mit ihrem Engagement für die Umwelt, einen höheren Mindestlohn und dem Beenden der Immobilienspekulation stösst Ardern nicht immer auf Gegenliebe. So sagte ein Fondsmanager, Ardern sei lediglich eine weniger nervige Version Justin Trudeaus. Justin Trudeau ist der Premierminister Kanadas.

In der neuseeländischen Presse wird Ardern zurzeit aber hoch gelobt. Ihr Wille zur Einigung des Landes und ihr empathisches Auftreten werden der Tochter von Mormonen hoch angerechnet.

Sie wird gar als der Gegenentwurf zu Donald Trump gehandelt. Im Zuge des Terrors verharmloste der US-Präsident den Anschlag. Während Trump in Zeiten der Unsicherheit einer radikaleren Haudrauf-Rhetorik greift, ruft Ardern zur Mässigung auf.

Oder wie eine neuseeländische Zeitung schreibt: «Diese Woche sah die Welt, wie eine Frau, frischgebackene Mutter und Premierministerin typisch ‹feminines› Verhalten demonstrierte – und zeigte, wie stark dies sein kann.»

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