Der Iran hat nach mehr als vier Jahren die Uran-Anreicherung in der unterirdischen Anlage Fordo aufgenommen – und verstösst erneut gegen das Atomabkommen.
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Das Atomkraftwerk in der Hafenstadt Buschehr im Iran. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Iran hat die Uran-Anreicherung in der unterirdischen Anlage Fordo wieder aufgenommen.
  • Zudem wurden in Buschehr die Bauarbeiten für ein zweites AKW aufgenommen.

Der Iran hat nach mehr als vier Jahren die Uran-Anreicherung in der unterirdischen Anlage Fordo wieder aufgenommen. Damit hat das Land erneut gegen das internationale Atomabkommen verstossen.

Die Führung in Teheran will den Druck auf die anderen Vertragspartner erhöhen, ihren Verpflichtungen aus dem Atomdeal nachzukommen. Das Wiener Atomabkommen von 2015 soll verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickeln kann.

Bauarbeiten für zweites AKW in Buschehr

Nebst der Uran-Anreicherung begannen am Wochenende die Bauarbeiten für ein zweites Atomkraftwerk in der iranischen Hafenstadt Buschehr am Persischen Golf. Es dient zivilen Zwecken und ist zur Energiegewinnung und -versorgung gedacht.

Präsident Ruhani besucht Atomkraftwerk
ARCHIV - 13.01.2015, Iran, Buschehr: Hassan Ruhani, Präsident des Iran, besucht ein Atomkraftwerk. Ruhani hat einen weiteren Teilausstieg aus dem Wiener Atomabkommen angekündigt und damit international Besorgnis ausgelöst. Foto: Mohammad Berno/Iranian President's Office/AP/dpa - dpa

Westliche Geheimdienste warfen der iranischen Führung mehrfach vor, die Atomanlage Fordo für militärische Zwecke zu nutzen. Die Umwandlung in ein Forschungszentrum war daher ein Kernpunkt bei den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf Uno-Vetomächten: China, Frankreich, Grossbritannien, Russland und USA – sowie Deutschland.

Das Aussenministerium in Teheran rechtfertigte den neuerlichen Verstoss gegen das Atomabkommen am Sonntag mit dem Vorgehen des Westens. Der Deal könne nur gerettet werden, wenn er von den verbliebenen Vertragspartnern umgesetzt werde, sagte Aussenamtssprecher Abbas Mussawi.

NPT-Austritt nicht auf Agenda

Mussawi wies Berichte über einen Ausstieg des Irans aus dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) zurück. «Das steht derzeit zumindest nicht auf unsere Agenda», sagte er. Die iranische Atomorganisation (AEOI) hatte am Samstag mit dem Ausstieg gedroht, sollte das Wiener Abkommen nicht vertragsgerecht umgesetzt werden. Der Iran hatte 1970 den internationalen Atomwaffensperrvertrag ratifiziert, der auf eine friedliche Nutzung von Kernenergie zielt.

AEOI-Sprecher Behrus Kamalwandi sagte, die Uran-Anreicherung bis zu einem Grad von 4,5 Prozent habe begonnen. Zuvor war Mitte der Woche Urangas in die 1044 Zentrifugen in Fordo injiziert worden. Laut Wiener Atomvertrag sollte Fordo südlich von Teheran nur für wissenschaftliche Projekte genutzt werden. Die Zentrifugen dort durften ohne Gasinjektion lediglich getestet werden.

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