Weiterhin wird in mehreren Städten in Myanmar demonstriert. Trotz der extremen Gewalt gehen immer noch hunderte Menschen auf die Strasse.
Myanmar Demonstrationen
Demonstration in Monywa - FACEBOOK/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Demonstrationen in Myanmar halten weiter an, genauso aber auch die Gewalt.
  • Am Samstag gab es eine neue Rekordzahl an Verlusten seit Beginn der Demonstrationen.

Nach der beispiellosen Gewalt in Myanmar am Wochenende gab es in mehreren Städten des südostasiatischen Landes weitere Demonstrationen. Erneut gingen hunderte Menschen gegen die Militärmachthaber auf die Strasse.

Proteste in vielen Städten

Im Bundesstaat Kachin demonstrierten Menschen am Montag bereits vor dem Morgengrauen, wie örtliche Medien berichteten. Auch in den Städten Monywa, Mawlamyin und Plate gab es demnach Proteste.

Myanmar
Die Bevölkerung in Myanmar protestiert auch weiterhin. Immer wieder führen Demonstrationen zu Gewalt vom Militär. - Keytone

In Plate marschierten hunderte Menschen mit Protest-Plakaten mit Aufschriften wie «Das Volk wird niemals besiegt werden» durch die Strassen. In der Region Sagaing nahmen hunderte Trauergäste an der Beerdigung der 20-jährigen Studentin Thinzar Hein teil. Sie war am Wochenende von Sicherheitskräften erschossen worden.

Auch viele junge Opfer

Soldaten und Polizisten hatten am Samstag, dem Tag der Armee in Myanmar, nach UN-Angaben mindestens 107 Menschen getötet. Darunter auch sieben Kinder. Örtliche Medien berichteten sogar von 114 Toten.

Es war der bislang blutigste Tag der Proteste gegen die Militärherrschaft in Myanmar seit Anfang Februar. Die Gewalt sorgte international für Entsetzen, der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell sprach von einem «Tag des Grauens und der Schande». Nach Angaben der myanmarischen Menschenrechtsorganisation AAAP wurden am Sonntag weitere 13 Menschen getötet.

Gegen die steigende Zahl getöteter Minderjähriger gingen laut örtlichen Medienberichten am Montag etwa 60 Menschen auf die Strasse. Ärzte in Yangon behandelten derweil ein einjähriges Mädchen, das am Samstag von einem Gummigeschoss im Auge getroffen worden war. Sie musste operiert werden. «Sie ist stabil, aber die vollständige Erholung ihres Auges wird eine Weile dauern», sagte ein Bekannter der Nachrichtenagentur AFP.

Katastrophale Situation für junge Generation

Die Chefin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Henrietta Fore, warnte angesichts der Gewalt vor «katastrophalen» Konsequenzen für die junge Generation in Myanmar. Bereits jetzt sei der Zugang zu lebenswichtigen Diensten für Kinder zum Erliegen gekommen, warnte sie am Sonntag.

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Ein Junge trägt während einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 30. Jahrestages des Volksaufstands für Demokratie in Myanmar ein Porträt von General Aung San. - dpa

Minderjährige hätten derzeit etwa keinen Zugang zu wichtigen Impfungen, 40.000 ernstlich mangelernährte Kinder würden nicht medizinisch behandelt. Fast zwölf Millionen Kindern drohe ein weiteres Jahr ohne Schulunterricht. Zahlreichen weiteren Menschen drohe deshalb die Armut.

Demonstrationen seit Militärputsch

Seit dem Militärputsch vor rund acht Wochen sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber. Gegen diese geht das Militär und die Polizei äusserst brutal vor.

Mehr als 2600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, insgesamt mehr als 420 Menschen wurden getötet. Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zur Demokratie.

Tausende geflüchtet

Am Sonntagabend waren etwa 3000 Menschen aus dem östlichen Karen-Staat ins benachbarte Thailand geflüchtet. Zuvor hatte es in der von bewaffneten Rebellen kontrollierten Region Luftangriffe gegeben. Bei diesen waren nach Angaben von Menschenrechtlern vier Menschen getötet und neun weitere verletzt worden.

Beobachter befürchten, dass die Junta einen grossangelegten Angriff gegen die Rebellen im Karen-Staat starten könnte. Der thailändische Ministerpräsident Prayut Chan-o-Cha sagte am Montag vor Journalisten, sein Land bereite sich auf weitere Flüchtlinge vor.

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