Frustriert über ihre Dating-Erfahrungen zu Hause, reisen viele westliche Frauen nach Südkorea. Das TV verspricht ihnen «romantische und respektvolle» Männer.
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Die koreanische Popgruppe EXO. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der «Netflix-Effekt» lockt zahlreiche Frauen aus dem Westen nach Südkorea.
  • Die Touristinnen reisen mit dem Ziel an, den perfekten Mann kennenzulernen.
  • In vielen Serien wird das Bild des charmanten und respektvollen Koreaners vermittelt.
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Die Beliebtheit von K-Pop und koreanischen Serien ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Ebenso wie das Interesse westlicher Frauen an koreanischen Männern – Gender-Forscherin Min Joo Lee bezeichnet dies laut «CNN» als «Netflix-Effekt».

Denn Serien wie «Crash Landing on You» und Co. vermitteln alle ein ähnliches Bild des koreanischen Mannes: Er ist nicht nur gutaussehend, sondern auch romantisch und geduldig. Dies steht im Gegensatz zur Dating-Realität, die viele Frauen von zu Hause kennen.

Westliche Männer «halb betrunken» mit «toten Fischen in Hand»

Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit führte Lee in acht südkoreanischen Hostels Interviews mit 123 Frauen. Sie alle reisten um die halbe Welt, um den perfekten Mann kennenzulernen. Tagsüber halten sie sich in ihren Hostels auf – abends stürzen sie sich ins Nachtleben.

Eine von ihnen ist die 25-jährige Grace Thornton. Auch sie zog der «Netflix-Effekt» im Jahr 2021 in die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Ihrer Meinung nach besonders beeindruckend: In koreanischen Serien verhalten sich die Männer Frauen gegenüber anständig. Sie werden auf offener Strasse weder angepöbelt noch wird ihnen hinterhergepfiffen.

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Der «Netflix-Effekt» zieht zahlreiche Europäerinnen und Amerikanerinnen nach Korea.
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Ihr Ziel: den perfekten Mann zu finden.
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Dies gestaltet sich vor Ort jedoch oftmals schwierig. (Symbolbild)
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Die Erwartungen der Frauen und die Dating-Realität in Korea liegen teils weit auseinander. (Symbolbild)

Die junge Britin erklärt der Forscherin, sie halte koreanische Männer für «Gentlemen, höflich, charmant, romantisch, märchenhaft, ritterlich, respektvoll». Überdies würden sie sich «gut kleiden und pflegen».

Anders englische Männer: Auf Dating-Apps seien diese jeweils «halb betrunken, mit einem Bier oder totem Fisch in der Hand» zu sehen.

Ernüchterung nach Reise: «Männer sind Männer»

Auch die 20-jährige Marokkanerin Mina hatte vor ihrer Reise nach Korea eine Idealvorstellung von den dort lebenden Männern. Doch ihr Fazit nach ihrem Aufenthalt in der südlichen Stadt Busan ist ernüchternd: «Männer sind Männer, Menschen sind überall gleich.»

Die 20-Jährige ist der Meinung, Koreaner würden ausländische Frauen als leichter zu haben betrachten als koreanische Frauen. Sie sei beispielsweise auf offener Strasse von Fremden zum Sex aufgefordert worden.

So klappt es bei vielen nicht sofort, die grosse Liebe in Korea zu finden. Doch nicht alle geben die Hoffnung auf. Einige wollen Lee zufolge nochmals die Reise nach Südkorea antreten.

Was ist attraktiver?

Die Frauen würden zwar erkennen, dass «nicht alle koreanischen Männer perfekt sind». Aber: «Sie brauchen einfach eine Alternative zu den enttäuschenden Dating-Märkten in ihren Heimatländern».

Im Jahr 2019 zog es laut «CNN» fast 10 Millionen Touristinnen nach Südkorea. Das sind fast viermal mehr als 15 Jahre zuvor. Im selben Jahr reisten mit 6,7 Millionen deutlich weniger Männer in das Land.

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