Im Irak wird ein neues Parlament gewählt. Über 250'000 Sicherheitskräfte stehen im Einsatz. Es wird eine sehr geringe Teilnahme erwartet.
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Hunderttausende Sicherheitskräfte stehen bei der Wahl im Irak im Einsatz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Irak stehen hunderttausende Sicherheitskräfte während der Wahl im Einsatz.
  • Das Parlament mit 329 Abgeordneten wird neu gewählt.
  • Ein Viertel der Sitze ist für Frauen reserviert.

Unter einem Grossaufgebot an Sicherheitskräften wählen die Iraker am Sonntag ein neues Parlament. Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi hatte die Abstimmung nach Massenprotesten gegen die Regierung um mehrere Monate vorgezogen. Nach Angaben der irakischen Militärführung sind mehr als 250'000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um Zwischenfälle zu verhindern. Zellen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verüben im Irak immer wieder Anschläge.

Muqtada as-Sadr
Mustafa Al-Kasimi, der Ministerpräsident des Irans. - keystone

Insgesamt sind rund 25 Millionen Menschen aufgerufen, die 329 Abgeordneten im Parlament zu bestimmen. Ein Viertel aller Sitze ist für Frauen reserviert. Erste Ergebnisse sollen am Montag vorliegen.

Der ölreiche Irak steckt in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Das Land hängt stark vom Öl ab und hat unter den niedrigen Ölpreisen während der Corona-Pandemie gelitten. Schon 2019 waren Massenproteste gegen die politische Führung ausgebrochen.

Die Demonstrationen richteten sich unter anderem gegen die grassierende Korruption und die schlechte Infrastruktur. Sicherheitskräfte gingen immer wieder mit Gewalt gegen die Proteste vor. Dabei wurden nach Angaben von Menschenrechtlern mehr als 500 Menschen getötet.

Protestbewegung ruft zu Boykott auf

Viele Iraker sind von der Politik enttäuscht. Anhänger der Protestbewegung haben zum Boykott der Wahl aufgerufen. Sie wollen nicht abstimmen, weil sie innerhalb des bestehenden politischen Systems keine Änderung der Machtverhältnisse erwarten. «Bei dieser Wahl ist wenig Änderung zu erwarten», sagte der irakische Analyst Farhad Alaaldin. «Die herrschende Elite ist so gefestigt, dass sie nicht von der Macht verdrängt werden kann und ihren Einfluss behält.»

Führende Politiker, der höchste Geistliche des Landes, der schiitische Grossajatollah Ali al-Sistani, sowie die Vereinten Nationen haben hingegen zur Stimmabgabe aufgerufen. Beobachter erwarten dennoch eine niedrige Wahlbeteiligung. Bei der Abstimmung im Mai 2018 war sie auf ein Rekordtief von 44,5 Prozent gefallen.

Als Favorit gilt die Strömung des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr, die bereits bei der Wahl 2018 die meisten Sitze gewonnen hatte. Gute Chancen rechnet sich auch die Iran-nahe Fatah-Koalition aus. Sie ist mit den von Teheran unterstützten schiitischen Milizen verbunden. Beide Gruppen fordern den Abzug der US-Truppen.

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