Ein Frachter mit 3000 Tonnen isländischem Walfleisch ist in Japan eingetroffen. Dafür gibt es Kritik, auch weil im Land kaum eine Nachfrage danach besteht.
Walfangschiff mit bedeckter Harpune
Walfangschiff mit bedeckter Harpune - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Island hat Walfleisch an Japan exportiert, was für Umweltorganisationen ein Skandal ist.
  • Im Land der aufgehenden Sonne tendiert die Nachfrage ausserdem gleich Null.
  • Trotzdem versucht Japan, die Nachfrage in die Höhe zu treiben.

In Japan ist ein Frachtschiff mit Walfleisch aus Island eingetroffen. Ein Sprecher der Küstenwache des japanischen Walfangortes Shimonoseki bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass das norwegische Kühlfrachtschiff «Silver Copenhagen» am 8. Februar in den Hafen im Südwesten Japans eingelaufen sei.

Nach Angaben der japanischen Umweltschutz-NGO Life Investigation Agency (LIA) hatte der Frachter etwa 3000 Tonnen Walfleisch an Bord. Es soll sich um Fleisch von Finnwalen handeln, die als bedroht gelten.

«Island und Japan untergraben mit dem Walfleischhandel internationale Artenschutzbemühungen. Im Angesicht des Artensterbens und der Klimakrise ist dieser Export ein Skandal», sagte Katrin Matthes von der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.

Kaum Nachfrage in Japan

Dabei besteht in Japan so gut wie keine Nachfrage nach Walfleisch. Im Geschäftsjahr 2021 wurde so wenig Fleisch der Meeressäuger konsumiert, dass der Verbrauch pro Kopf statistisch gleich Null war, wie Zahlen des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei belegen.

Indem Japan neben dem eigenen Walfang zusätzlich Walfleisch importiert, erhofft man sich durch erhöhtes Angebot eine Ankurbelung der Nachfrage in der Bevölkerung. Um eine «reibungslose Sicherung des Walfangs» zu gewährleisten und den Verzehr von Walfleisch zu fördern, hat das Fischereiministerium für dieses Jahr Haushaltsmittel von 5,1 Milliarden Yen (36 Mio Euro) veranschlagt.

«Es gibt praktisch keine Nachfrage nach Walfleisch und keinen berechtigten Grund, den Walfang fortzusetzen», kritisiert Ren Yabuki, Direktor der Umweltschutzorganisation LIA. «Die Walfangindustrie ist ein Symbol für ein stagnierendes Japan. Festgefahren in der Vergangenheit und nicht bereit, Veränderungen zu akzeptieren, wird viel Steuergeld verschwendet, um die Interessen einiger weniger zu schützen», so Yabuki.

Japan versucht, Nachfrage zu steigern

Um die Nachfrage nach Walfleisch zu steigern, werde es Kindern in Grundschulen vorgesetzt sowie neuerdings auch in Selbstbedienungsautomaten zum Verkauf angeboten. Zusätzlich werde nun in Island gefangener Wal zu niedrigen Preisen importiert, so Yabuki. Ein Sprecher des Fischereiministeriums wollte sich dazu nicht äussern.

Es sei das erste Mal seit rund vier Jahren, dass Japan wieder Walfleisch aus Island beziehe, etwa 2700 Tonnen von Finnwalen, so die japanische Wirtschaftszeitung «Nihon Keizai Shimbun». Die Tiere hätten jeweils ein Gewicht von etwa 80 Tonnen, mehr als doppelt so viel wie die Bryde- und Seiwale, die Japan in seinen eigenen Gewässern fange.

Japans Walfangindustrie stehe vor der «Herausforderung, eine stabile Versorgung sicherzustellen». Interessenvertreter hofften daher, dass durch Angebotsausweitung die Nachfrage angekurbelt werde. Die heimische Produktion betrage jährlich etwa 2000 Tonnen, hiess es.

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