Noch immer beschäftigen sich Forscher mit dem «Warum» der verheerenden Nuklearkatastrophe in Tschernobyl. Eine neue Studie eines schwedischen Forschers stellt nach 31 Jahren die Abfolge der Ereignisse in Frage.
Ukraine-Krieg
Ein Gerüst deckt den zerstörten Reaktor in Tschernobyl ab. Es war im Ukraine-Krieg kurrzeitig von russischen Truppen eingenommen worden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Reaktorunfall von Tschernobyl wirft nach 31 Jahren noch immer Rätsel auf.
  • Eine neue Studie stellt nun den Ablauf der Katastrophe in Frage.
  • Ein mysteriöser blauer Blitz spielt dabei eine wichtige Rolle.

Am 26. April 1986 ereignete sich der grösste nukleare Unfall der Geschichte. Unzählige Menschen starben in Tschernobyl unmittelbar - und mittelbar - an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Die Zahl der Opfer ist bis heute unklar.

Der Unfall wurde in den 31 Jahren gründlich untersucht. Man einigte sich darauf, dass eine falsch durchgeführte Sicherheitsübung zu einer Kernschmelze führte. Diese löste zuerst eine Dampfexplosion aus und ein paar Sekunden später die Atomexplosion.

Ein mysteriöser blauer Blitz

Eine neue Studie des Fachjournals «Nuclear Technology» bezweifelt diese Abfolge: Erst erfolgte die nukleare Explosion, daraufhin die Dampfexplosion. Das haben die Autoren unter der Leitung von Lars-Erik De Geer, einem pensionierten Atomphysiker des schwedischen Forschungsinstituts für Verteidigung, herausgefunden.

Die Forscher haben vier Tage nach dem Unfall in der russischen Stadt Tscherepowez (nördlich von Moskau) Spuren eines chemischen Elements gefunden. Die Region liegt aber ausserhalb der als kontaminiert angenommenen Zone. Als Erklärung haben De Geer und seine Kollegen die Theorie aufgestellt, «dass eine erste nukleare Explosion einen Strahl an radioaktiven Teilchen etwa drei Kilometer hoch in die Luft geschleudert haben könnte», berichtete das Online-Magazin «Motherboard». Diese wurde als mysteriöser blauer Blitz wahrgenommen. Diese Partikel könnten dann in der Luft nach Tscherepowez transportiert worden sein. Die Forscher meinen, dass die folgende Dampfexplosion den Reaktor aufsprengte.

Weitere Beweise

Die Schäden am Reaktor selbst, wie die geschmolzene zwei Meter dicke Seitenplatte, seien auch auf eine nukleare Explosion vor der Dampfexplosion zurückzuführen. 100 Kilometer westlich von Tschernobyl durchgeführte seismische Messungen könnten ein weiterer Beweis dafür sein.

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