Everest teurer: Nepal macht rund 100 Gipfel gratis für Bergsteiger
Nepal will Bergsteiger weg vom Everest und hin zu weniger bekannten Gipfeln locken. Der Zugang zu 97 Bergen wird in den nächsten zwei Jahren gratis.

Das Wichtigste in Kürze
- Nepal erhöht für mehrere Berge, inklusive Mount Everest, die Gebühren für die Besteigung.
- Fast 100 Gipfel in entlegeneren Regionen werden derweil gratis für Bergsteiger gemacht.
- Das Tourismusministerium will so bisher unerschlossene Reiseziele attraktiver machen.
Den Mount Everest zu besteigen, ist für viele ein Traum. Sich diesen zu erfüllen, ist aber schon länger nicht mehr nur erfahrenen Bergsteigern vorbehalten. Dank der Hilfe der Sherpas erklimmen Jahr für Jahr Hunderte Menschen den Berg, der auf 8849 Metern über Meer liegt.
Dieser «Massentourismus» bringt die Sherpas und den Berg an ihre Grenzen. Schätzungen zufolge haben sich auf dem Mount Everest 50'000 Kilogramm Müll angesammelt.
Neben den Umweltproblemen hat es in den letzten Jahren auch eine Reihe tödlicher Kletterunfälle am Everest gegeben. Der Oberste Gerichtshof Nepals hat im April 2024 angeordnet, dass die Anzahl Bergsteigergenehmigungen begrenzt werden muss. Die Kapazität der Berge müsse «respektiert werden».
Nun will Nepal den Tourismus in andere Regionen des Himalaya-Gebirges lenken. In den nächsten zwei Jahren sollen 97 Berge für Alpinisten kostenlos zugänglich gemacht werden.
Das nepalesische Tourismusministerium will somit «unerforschte touristische Produkte und Destinationen» hervorheben, wie die Zeitung «The Kathmandu Post» berichtet.
Everest-Besteigung wird teurer
Gleichzeitig steigen die Gebühren für die Besteigung des höchsten Berges der Welt. Statt 11'000 Dollar müssen Bergsteiger während der Hauptsaison von März bis Mai 15'000 Dollar hinblättern, um den Everest zu erklimmen. Das entspricht rund 12'000 Franken und stellt die erste Erhöhung seit fast einem Jahrzehnt dar.
Auch die Gebühren für andere Gipfel wurden, abhängig von Höhe und Lage, erhöht.
Acht der zehn höchsten Berge der Welt befinden sich in Nepal. Für das Land ist das Bergsteigen eine wichtige Einnahmequelle: Im vergangenen Jahr wurden 5,9 Millionen US-Dollar an Bergsteigergebühren eingenommen. Drei Viertel davon gehen auf den Mount Everest zurück, wie die «BBC» schreibt.
Wenig Touristen trotz «atemberaubender Schönheit»
Die Berge, die man in den nächsten zwei Jahren gratis besteigen kann, befinden sich im äussersten Westen Nepals. Die entsprechenden Provinzen gehören zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten des Landes.
Himal Gautam, Direktor der nepalesischen Tourismusbehörde, sagt gegenüber der «Kathmandu Post»: «Trotz ihrer atemberaubenden Schönheit ist die Zahl der Touristen und Bergsteiger hier sehr gering, da der Zugang so schwierig ist. Wir hoffen, dass die neue Regelung helfen wird.»
Unklar ist hingegen, ob es auch Pläne gibt, die Infrastruktur und die Anbindung dieser abgelegenen Gebiete zu verbessern.
Fakt ist aber, dass die 97 Gipfel, die kostenlos bestiegen werden können, bei Bergsteigern bisher wenig Interesse geweckt haben. In den vergangenen zwei Jahren wagten sich nur 68 Alpinisten dorthin.
Zum Vergleich: Für den Mount Everest wurden allein im Jahr 2024 rund 421 Klettergenehmigungen erteilt.
Das Parlament debattiert derweil auch über ein neues Gesetz. Dieses sieht eine Zulassungsbedingung zum Mount Everest vor: Nur, wer bereits einen Berg über 7000 Meter in Nepal bestiegen hat, soll den höchsten Berg der Welt erklimmen dürfen.