Ehemalige Moderatoren klagen gegen Facebook, da sie nach dem Anschauen der verstörenden Inhalte unter psychischen Problemen leiden.
Facebook-Logo auf zersprungenem Handy-Bildschirm
Facebook-Logo auf zersprungenem Handy-Bildschirm - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ehemalige Moderatoren klagen gegen Facebook.
  • Sie leiden auch Jahre nach der Arbeit unter psychischen Problemen.
  • Die Moderatoren sind täglich mit verstörenden Bildern und Videos konfrontiert.

Im Internet kursieren viele grausame und verstörende Inhalte. Um die User vor Videos von Enthauptungen, Misshandlungen oder Kinderpornografie zu schützen, sind täglich tausende von Moderatoren im Einsatz. Allein um den Inhalt von Facebook zu durchforsten sollen 40'000 Menschen nötig sein.

Nun sollen zwölf ehemalige Moderatoren gemäss «The Guardian» Klage gegen den Tech-Riesen eingereicht haben. Wegen der Arbeit litten sie nun unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Alkoholismus und Schlafstörungen.

Einer der Kläger ist Chris Gray, bei dem ein Arzt eine PTBS diagnostizierte. Zuvor arbeitete er zehn Monate für CPL, eine der Firmen, welche die Moderation in Auftrag von Facebook ausführen.

Belastung auch noch nach Jahren spürbar

Er habe rund tausend Meldungen pro Tag bearbeitet. Besonders im Gedächtnis eingebrannt hätten sich die Videos einer gesteinigten Frau, gefolterten Menschen oder von Hunden, die lebendig gekocht wurden.

Die Kläger werfen Facebook vor, die Mitarbeitenden nicht gut auf ihre belastende Arbeit vorzubereiten. Ausserdem dürften die Moderatoren nicht selber entscheiden, ob sie ein Ticket überspringen wollten. Ein weiteres Problem sei die geforderte Genauigkeit, da so eine detaillierte Analyse nötig sei. Somit seien die Personen lange den grausamen Bildern ausgesetzt.

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Moderatoren müssen bei Facebook genau hinschauen – auch bei verstörendem Inhalt. - Keystone

Gray sagt, er schlafe auch nach zwei Jahren nach wie vor schlecht. Auch ein Mitkläger berichtet von Schlafstörungen. Er habe regelmässig zu Alkohol gegriffen, da er betrunken wenigstens keine Albträume fürchten musste. Ausserdem habe er Antidepressiva einnehmen müssen.

Aussagen laut Zuckerberg übertrieben

Im Oktober habe Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei gesickerten Telefonaten die Aussagen der Moderatoren übertrieben genannt. «Es sei ja nicht so, dass die Leute den ganzen Tag lang nur schreckliche Sachen anschauen müssen», so Zuckerberg. Facebook stelle sicher, dass die Leute angemessen betreut würden. Ausserdem könnten sie genügend Pausen machen.

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Mark Zuckerberg, Chef von Facebook. - dpa

Ein Facebook-Sprecher sagte gegenüber der Zeitung, man sei um die Unterstützung der Moderatoren bestrebt. Die Überprüfung bestimmter Inhalte sei schwierig. Deswegen durchlaufe jeder ein intensives, mehrwöchiges Trainingsprogramm und habe Zugang zu umfangreicher psychologischer Unterstützung.

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