In Israel müssen sich wegen dem Coronavirus auch Einreisende aus der Schweiz in Quarantäne begeben. Eine betroffene Familie schildert die stressige Situation.
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David Brandeis und seine Familie befinden sich trotz guter Gesundheit in Israel wegen des Coronavirus in Quarantäne. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Flüge aus der Schweiz nach Israel sind seit Donnerstag gestrichen.
  • Auch wer in Israel gesund einreist, muss subito zwei Wochen in Quarantäne.
  • David Brandeis aus Zürich befindet sich in Israel in der unfreiwilligen Quarantäne.

Am Mittwoch verschärft Israel seine Einreisebestimmungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus drastisch.

Unmittelbar nach der Ankunft müssen Einreisende gleich zwei Wochen in Quarantäne. Ob gesund oder nicht, spielt keine Rolle. Israel will so das Coronavirus in den Griff kriegen.

Diese Massnahme betrifft Personen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien. Und die Regel gilt auch rückwirkend für Reisende, die während der letzten 14 Tage aus den genannten Ländern zurückkehrten.

Wer nicht spurt, wird bestraft. Und zwar hart. Konkret: Wer nicht in die Quarantäne geht, drohen bis sieben Jahre Haft!

70'000 Israelis sind jetzt wegen Coronavirus in Quarantäne

Auch David Brandeis aus Zürich muss in Quarantäne. Der 29-jährige Schweizer lebt gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kids, eins und drei Jahre alt, in Givat Schmuel. Das ist eine halbe Stunde von Tel Aviv entfernt.

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Israel zwingt Leute wegen Coronavirus zu Quarantäne. David Brandeis, seine Frau und die zwei Kinder müssen zwei Wochen zu Hause bleiben. - Nau.ch

Was ist passiert? Die vierköpfige Familie kehrt am Dienstagmorgen aus den Ski-Ferien aus Arosa GR zurück. Dort traf Brandeis seine Schweizer Eltern und auch den Schwiegervater aus Italien.

«Meine Frau arbeitet im Spital. Sie hat nachgefragt, ob der Kontakt mit ihrem Vater ein Problem für ihr Arbeit sei», sagt Brandeis zu Nau.ch.

Das Krankenhaus sagte noch am Mittwoch, dass alles in Ordnung sei. Sie könne wie gewohnt zur Arbeit erscheinen. Brandeis: «Nur eine Stunde später erreichte uns dann die Mitteilung, dass auch wir in Israel in Quarantäne müssen.»

Mit der neuen Verordnung befinden sich seit Mittwoch laut israelischem Gesundheitsministerium gegen 70'000 Israelis in Quarantäne. Und zwar Zuhause.

Eine Situation, die Israel an seine strukturelle Grenze bringt. Die Telefonleitungen des Notfallrettungsdienstes «Magen David Adom» laufen auf Hochtouren.

Notfallrettungsdienst nicht erreichbar

Nur mit Glück erreiche man dort jemanden, sagt Brandeis. Und weiter: «Ich wollte mich bei meiner Krankenkasse über mögliche Massnahmen informieren, wurde dann zum Notfallrettungsdienst weitergeleitet. Der ist zuständig für alles, was mit dem Coronavirus zu tun hat», erzählt Brandeis. Doch keiner ging bisher ans Telefon.

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Die Familie Brandeis vertreibt sich die Zeit mit Spielen. - Nau.ch

Brandeis fragt sich, was in Israel mit den Notfällen passiere. Es sei eine Katastrophe.

In der Quarantäne ist die Familie gefordert. «Ich habe zwei sehr aktive und wilde Kinder. Ich bin gespannt, wie wir die zwei Wochen zu Hause aushalten werden. Und wie wir die Situation als Eltern meistern.»

Der Vater hat alle Spiele zusammengesucht, die im Haus zu finden sind. Damit den Kindern in der Quarantäne nicht langweilig wird.

*Die Autorin Joëlle Weil arbeitet seit 2013 als freie Journalistin in Israel. Sie lebt in Tel Aviv.

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