Die künstliche Intelligenz ChatGPT wurde von einem kolumbianischen Richter für das Beantworten einer Frage in Bezug auf ein Urteil verwendet.
ChatGPT Plus
Es nutze einen Exploit namens DAN, um in ChatGPT Texte zu erzeugen, die Vorgabe von OpenAI zu Hassreden umgehen sollen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein kolumbianischer Richter hat ChatGPT für ein Urteil eine Frage gestellt.
  • Einige seiner Kollegen stehen dem Einsatz von KI kritisch gegenüber.
  • Unter Berücksichtigung gewisser Kriterien sei die Verwendung jedoch legitim.
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In Kolumbien behauptet ein Richter, ChatGPT für die Herbeiführung seines Urteils genutzt zu haben. Offenbar fragte Juan Manuel Padilla das Tool, ob die Versicherung für alle medizinischen Kosten für einen autistischen Jungen aufkommen solle.

Demnach sollte die Krankenversicherung sowohl die Behandlungs- als auch die Transportkosten des Kindes in vollem Umfang übernehmen. Dessen Eltern konnten diese nämlich nicht begleichen.

Richter sollen nicht ersetzt werden

Das Urteil selbst sorgte nicht für viel Aufsehen – jedoch der Einsatz des Tools, das künstliche Intelligenz einsetzt.

Angeblich hatte ChatGPT auf den endgültigen Entscheid geantwortet: «Ja, das ist richtig. Nach den Vorschriften in Kolumbien sind Minderjährige mit Autismus-Diagnose von der Zahlung von Gebühren für ihre Therapien befreit.»

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Hinzu kommen eine Geldstrafe, eine Busse sowie Gerichts- und Untersuchungskosten in der Höhe von über 30'000 Franken. (Symbolbild) - Pixabay

Von seinen Kollegen wurde Padilla kritisiert. Jedoch hatte sich der Richter auch auf Präzedenzfälle aus früheren Urteilen berufen, um seine Entscheidung zu stützen. ChatGPT und weitere KI-Programme könnten laut ihm nützlich sein, um «das Verfassen von Texten zu erleichtern».

Allerdings sei das Ziel nicht, «Richter zu ersetzen», erklärt Padilla gegenüber «Blu Radio». Indem sie der Applikation Fragen stellen, würden sie «nicht aufhören, Richter, denkende Wesen, zu sein», bekräftigt er.

ChatGPT sieht eigenen Einsatz kritisch

Laut einem Richter am Obersten Gerichtshof in Kolumbien sollte die Justiz den grössten Nutzen aus dem technologischen Werkzeug ziehen. Jedoch müsse dabei die Ethik und die Tatsache berücksichtigt werden, dass der Verwalter der Justiz letztendlich ein Mensch ist.

Sollte künstliche Intelligenz in der Justiz eingesetzt werden?

Der Chatbot selbst äusserte sich besorgter über seine neue Rolle im Justizsystem. «Richter sollten ChatGPT nicht verwenden, wenn sie über Rechtsfälle entscheiden», wird er vom «Guardian» zitiert.

Es sei kein Ersatz für das Wissen, die Expertise und das Urteil eines menschlichen Richters, so ChatGPT weiter.

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