Ist BMW Nachzügler bei der E-Mobilität - oder Vorreiter? Die Wahrheit könnte in der Mitte liegen. Und so sind auch die Erwartungen an den neuen Konzernchef in München ganz verschieden: Neue Tonart - oder neuer Kurs?
Der designierte BMW-Chef Oliver Zipse
Der designierte BMW-Chef Oliver Zipse - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In vier Wochen übernimmt Oliver Zipse die Führung von BMW.
  • Von ihm werden neue Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft erwartet.
  • Konkret geht es um E-Mobilität, Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos.

Tesla, Jaguar, Audi und Mercedes sind mit attraktiven E-Autos auf dem Markt. BMW fährt hinterher - diesen Vorwurf müssen sich die Münchner Autobauer inzwischen oft anhören.

In vier Wochen übernimmt der bisherige BMW-Produktionschef Oliver Zipse die Führung des Konzerns. «Zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft». So lautet der Auftrag, den ihm Aufsichtsratschef Norbert Reithofer bei seiner Berufung am Donnerstag mit auf den Weg gab.

Auch Aktionäre drängen. «BMW muss mehr Elektro-Modelle anbieten. Es kann doch nicht sein, dass Tesla BMW die Kunden wegschnappt», sagt Daniela Bergdolt. Sie ist die Vizepräsidentin von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Das koste zwar zunächst viel Geld. «Aber mir ist es lieber, unser Unternehmen ist hochmodern und spielt in der Weltliga vorne mit. Die Alternative wäre, dass wir jetzt hohe Dividenden kassieren und das Unternehmen langfristig abgehängt wird.»

Die Zukunft von BMW bei der E-Mobilität

Der Branchenexperte Stefan Bratzel sagt, das E-Auto sei zwar weniger profitabel. Ausserdem mache es «in zehn Jahren 15 bis 20 Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie überflüssig».

Aber ohne E-Autos drohen den Unternehmen in Europa enorme Geldstrafen, in China sogar Verkaufsverbote. «BMW müsste sich heute viel stärker auf batterie-elektrische Autos fokussieren. BMW setzt zu stark auf Plug-in-Hybride», kritisiert der Professor mit Blick auf immer strengere Umweltvorgaben.

bmw
Der neue BMW MINI Electric. - Mini

«BMW könnte vielleicht mit Daimler eine Elektro-Plattform aufbauen. Somit auch die Kosten senken, wie Audi das im VW-Konzern macht», sagt Bratzel. Richtig sei es auch, die Entwicklung des Wasserstoff-Antriebs voranzutreiben. Der könnte nach 2025 eine Alternative werden für grosse Fahrzeuge und auf der Langstrecke.

Die Flotte von BMW an Elektro-Autos

Zipse hat schon viele BMW-Werke weltweit so umgerüstet, dass sie Verbrenner, Hybride und Elektroautos auf einem Band bauen können. So kann BMW flexibel auf die Entwicklung der Nachfrage reagieren. Der Aufsichtsrat hat es abgesegnet.

Reithofer fordert von Zipse zusätzliche Impulse - keine Neuausrichtung, keine neue Strategie. Dieses Jahr kommt der Elektro-Mini. Nächstes Jahr folgt der erste vollelektrische SUV iX3. Im Juni erst hat der Vorstand als neues Ziel ausgegeben, 25 elektrifizierte Modelle schon 2023 auf die Strasse zu bringen.

Aber Zipse soll mit breiterer Brust auftreten als sein Vorgänger Harald Krüger. Er soll nach innen und aussen offensiver deutlich machen, dass BMW die richtige Strategie hat. «Mit Oliver Zipse übernimmt ein führungsstarker Stratege und Analytiker den Vorstandsvorsitz der BMW AG», sagte Reithofer.

Denn niemand weiss, ob die Kunden die angebotenen E-Autos auch kaufen. Gerade mal 2,8 Prozent beträgt ihr Marktanteil heute, die Nachfrage ist regional völlig unterschiedlich. Zipse werde nicht von heute auf morgen alles über den Haufen werfen, heisst es aus dem Unternehmen.

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