Bhutan ist als einziges Land der Welt Klimaneutral. Trotzdem wird auch das kleine Land nicht von der Klimaerwärmung verschont.
Zwei Hunde Königreich Bhutan.
Zwei Hunde im Königreich Bhutan. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bhutan ist das einzige Land auf der Welt, dass eine negative CO2-Billanz hat.
  • Durch die Klimaerwärmung trocknen die Wasserquellen vermehrt aus.

Die Menschheit überlässt der Natur in Bhutan grösstenteils das Feld. Mehr als zwei Drittel des Landes sind von Wald bedeckt. Laut Verfassung müssen es immer mindestens 60 Prozent sein. Industrie gibt es kaum.

Bhutan gilt als einziges klimaneutrales Land der Welt. Seine Absichtserklärung vor drei Jahren in Paris, klimaneutral zu bleiben, wurde von einigen Experten als ambitioniertestes Versprechen aller Teilnehmer der Klimakonferenz bewertet. Bhutan ist nach eigenen Angaben jedoch nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2-negativ – der Wald schlucke dreimal so viel Kohlendioxid wie das Land ausstosse. Mit anderen Worten: Weniger schuld am Klimawandel als Bhutan kann ein Land kaum sein. Und doch ist es für die Folgen besonders anfällig.

Fast nur Strom aus Wasserkraft

Bhutan stillt seinen Energiebedarf fast ausschliesslich mit Wasserkraft – und füllt damit auch die Staatskasse, denn ein grosser Teil des Stroms wird an das Nachbarland Indien verkauft. Es handelt sich um Laufwasserkraft, also Kraftwerke ohne gewaltige Staudämme. Der Strom kann somit nicht gespeichert werden. Das führt zu der absurden Situation, dass im Winter, wenn die Strömung der Flüsse nachlässt, Strom aus Indien importiert werden muss – ohne Garantie, dass er nicht aus Kohlekraftwerken stammt.

Schwache Flussströmungen wird es aber immer mehr geben, denn überall im Land trocknen die Wasserquellen aus, wie Thinley Namgyel erklärt. «Das scheint daran zu liegen, dass die Niederschläge, von denen auch unsere Landwirtschaft abhängt, unregelmässiger werden», sagt Namgyel, der frühere Klimawandel-Chef der bhutanesischen Umweltkommission sowie der Chefunterhändler des Landes beim Gipfel in Paris. «Früher hat es im Winter viel geschneit, jetzt ist es immer trockener.»

Geld und Technologie fehlt

Im Sommer gebe es hingegen zu viel Niederschlag, sagt Namgyel. Um seinen Energiebedarf angesichts dieser Unbeständigkeit zu sichern, brauche Bhutan eigentlich Stauseen, meint Namgyel. «Damit sind aber auch wieder Umweltprobleme verbunden.» Unter anderem wegen möglicher negativer Folgen, hat ein Komitee empfohlen, die Zahl neuer Wasserkraftanlagen zu begrenzen.

«Alles in Bhutan hängt von der Wasserkraft ab», erklärt Nawang Norbu, Chef der Ökologischen Gesellschaft Bhutans. «Wir können uns nicht davon abwenden, weil wir die Einnahmen und Devisen brauchen.» Es sei klar, dass diese Abhängigkeit problematisch sei. «Wegen des Klimawandels sind wir uns in Bhutan mehr denn je einig, dass etwas getan werden muss.» Es fehle aber an Geld wie auch Technologie.

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