Das armenische Parlament und Präsident Wahagn Chatschaturjan haben das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs anerkannt.
Das armenische Parlament stimmte am Dienstag, den 3. Oktober 2023, für den Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshof, der Anfang des Jahres den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit der Deportation von Kindern aus der Ukraine angeklagt hatte. - keystone

Inmitten grosser aussenpolitischer Spannungen hat Armenien im Südkaukasus die Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) mit Sitz in Den Haag ratifiziert. Präsident Wahagn Chatschaturjan habe ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, teilte das Präsidialamt in der Hauptstadt Eriwan mit. Die Anerkennung des so genannten Römischen Statuts ist auch insofern brisant, als dass dem Präsidenten des traditionell verbündeten Russlands, Wladimir Putin, nun bei einer Einreise in die Ex-Sowjetrepublik Armenien die Festnahme drohen würde.

Zur Festnahme Putins verpflichtet

Der IStGH hatte gegen Putin im vergangenen März wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einen Haftbefehl erlassen. Damit sind alle seine Mitgliedsstaaten zur Festnahme Putins verpflichtet, wenn er sich auf ihrem Staatsgebiet aufhält. Der Kreml hat Armenien deshalb bereits vor Wochen für seine Ratifizierungsabsichten kritisiert. Eriwan wiederum begründete sein Vorhaben damit, dass es so den verfeindeten Nachbarn Aserbaidschan vor dem IStGH für mögliche Kriegsverbrechen in der umkämpften Region Berg-Karabach zur Rechnung ziehen könnte.

Die Zuständigkeit des Gerichts erstreckt sich im wesentlichen auf die Delikte Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Verbrechen der Aggression und Kriegsverbrechen.

Von Russland im Stich gelassen

Armenien hat in seinem jahrzehntelangen Konflikt mit Aserbaidschan um Berg-Karabach, das mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnt wurde, traditionell auf Russland als Schutzmacht gesetzt. Zuletzt jedoch nahmen Spannungen zu. Zum einen gilt der derzeitige armenische Regierungschef Nikol Paschinjan als prowestlich. Zum anderen fühlten sich viele Armenier im jüngsten Konflikt mit Aserbaidschan von Russland im Stich gelassen: In der Region stationierte russische Soldaten hielten nämlich die aserbaidschanische Armee nicht auf, als sie im September Berg-Karabach angriff, eroberte und so Zehntausende Karabach-Armenier vertrieb.

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